Raphael Holzdeppe, willkommen in Zürich! Wie ist momentan so kurz nach der Weltmeisterschaft in Peking Ihre Verfassung?
Raphael Holzdeppe:
Die Verfassung ist noch sehr gut. Die letzten Trainingseinheiten in Peking haben auch noch Spass gemacht. Die Form ist immer noch da. Es ist für mich eigentlich nur die Frage, inwieweit ich die Rückreise und den Flug verkraftet habe, nachdem ich erst gestern aus Peking angekommen war. Ich bin noch nicht wieder ganz in der Zeitzone, aber ich denke, dass alles wieder gut laufen wird. Ich bin wieder heiss und will in den letzten vier Wettkämpfen der Saison wieder voll angreifen. In Zürich wird der erste Schritt gemacht.
Wie blicken Sie zurück auf den spannenden Wettkampf in Peking?
Raphael Holzdeppe:
Ich schaue sehr, sehr gerne zurück. Es war einer meiner schwierigsten Wettkämpfe - bezogen auf Meisterschaften, die ich bis jetzt bestritten habe in meiner Karriere. Ich bin einfach superglücklich, dass die Silbermedaille dabei herausgekommen ist. Ich habe alles gezeigt, was ich an dem Tag draufhatte. Ich bin wirklich sehr froh, dass ich mit der Silbermedaille belohnt worden bin. In Peking hatte meine Zeit als Aktiver bei den Erwachsenen angefangen [Olympia 2008] und deshalb bin ich umso glücklicher, dass ich noch einmal an diese Stätte zurückkehren konnte und natürlich extrem froh, dass ich das mit einer Silbermedaille abschliessen konnte.
Wie blicken Sie auf die WM-Revanche jetzt in Zürich gegen Shawn Barber?
Raphael Holzdeppe:
Shawn ist ein cooler Typ. Er hat es verdient gehabt, in Peking zu gewinnen. Er hatte einen 1a Wettkampf abgeliefert. Wir springen schon das ganze Jahr gegeneinander und reisen um die Welt. Ich freue mich jetzt einfach darauf, ihn und Athleten wie Paweł Wojciechowski, Tobias Scherbarth und Carlo Paech, der in Peking in der Qualifikation ausgeschieden war, wiederzusehen. Ich denke, wir werden alle zusammen in Zürich einen guten Wettkampf abliefern.
Sie sagen: Shawn ist ein cooler Typ. Wie schätzen Sie ihn ein als Person und auch als Sportler?
Raphael Holzdeppe:
Er ist eher der ruhigere Springer von uns. Er ist nicht der Typ, der ausrastet, wenn er eine Höhe gesprungen ist. Er ist eher derjenige, der sich innerlich freut. Er ist als Person sehr, sehr nett. Er ist sehr sportlich. Auch wenn er noch drin ist, feuert er die Konkurrenz weiter an. Ich denke, er möchte, dass die Konkurrenz neben ihm einen sehr guten Wettkampf abliefert. Das ist etwas, was ich sehr an ihm schätze, diese Fairness im Sport. Er ist in diesem Jahr relativ neu in der Weltelite. Aber ich denke, er ist mittlerweile schon einer von uns.
Sie sind noch nie an einem Bahnhof gesprungen. Welche Erwartungen haben Sie an das Event am Zürcher Hauptbahnhof?
Raphael Holzdeppe:
Ich muss gestehen: Es erinnert mich ein klein wenig an ein Springen, das wir vor drei Jahren am Düsseldorfer Flughafen gehabt haben. Ich bin gespannt, wie das ganze Gefühl ist, wenn man hinten am Anlauf steht und es fährt gerade ein ICE ein. Es gibt immer wieder was Neues, aber das macht die ganze Sache wirklich sehr spannend.
Die Zuschauer werden sehr nah an den Athleten dran sein. Wie sehr pusht das zusätzlich?
Raphael Holzdeppe:
Es macht mir persönlich eigentlich immer sehr, sehr viel Spass. Der Zuschauer bekommt ein Gefühl dafür, wie hoch das jetzt wirklich ist. Ob es 5,50 oder sechs Meter sind, ist egal. Hauptsache, die Zuschauer müssen nach oben schauen. Dieses Gefühl bekommen sie nicht so oft, wenn sie im Stadion schon höher sitzen, als die Latte aufgelegt ist. Deshalb ist das eine gute Gelegenheit, den Zuschauern ganz genau zu zeigen, was steckt beim Stabhochsprung alles dahinter. Ich freue mich immer, wenn die Zuschauer so nah dran sind wie bei einem Marktplatzspringen oder jetzt Bahnhofspringen.
Fühlt man sich in dem Moment als Athlet auch etwas wie ein Gladiator?
Raphael Holzdeppe:
Ja, so ein bisschen. Man hat auch im Stadion so ein bisschen das Gefühl, dass man irgendwie in einem Kolosseum ist. Hier geht man in die Strasse hinein. Das kann man alles nicht zu hundert Prozent miteinander vergleichen, aber es ist eine sehr, sehr gute Möglichkeit, unsere Sportart zu präsentieren und ich tue es sehr gerne.
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