Es war ein Blick, der über die sozialen Medien um die Welt ging. Ein überwältigter Blick, nachdem zunächst die Zeit der Zweitplatzierten auf der Uhr gestanden hatte und daraus plötzlich ein unverhoffter Weltrekord wurde.
Als Kendra Harrison im Juli in London einen Uralt-Weltrekord brach, stellte sie die Hürden-Welt auf den Kopf und machte sich selbst im Olympiastadion zu einem neuen Leichtathletik-Star der Herzen. Die Standing Ovations des begeisterten Publikums taten ihr gut, sie konnte zum ersten Mal nach einigen Tagen wieder lachen.
Zu grosser Druck für Kendra Harrison bei den Trials
Denn zwei Wochen vorher war ihr bei den Ausscheidungen zu den Olympischen Spielen das Lachen vergangen. Unter die ersten Drei hätte die 23-Jährige kommen müssen, als Sechste verpasste sie in Eugene die Qualifikation für Rio. Der Druck war zu gross geworden. Für die eigentliche Mitfavoritin brach eine Welt zusammen, sie war für ein paar Tage ein mentales Wrack.
Doch Kendra Harrison, die auch gerne „Keni“ genannt wird, rappelte sich wieder auf. Ihre Parole: „Auch bei Rückschlägen muss man weiter machen und sein Bestes geben." Ihr Coach Edrick Floreal spielte dabei eine entscheidende Rolle. Er machte ihr schnell klar, dass sie keine schlechte Hürdensprinterin ist, sondern eine, die ein schlechtes Rennen im ungünstigen Moment hatte.
Er ging mit ihr danach sofort wieder ins Training, um die Enttäuschung mit harter Arbeit vergessen zu machen. Doch den Lohn dafür musste sie erst einheimsen: Sie legte deshalb alles, was sie hatte, in dieses eine Rennen beim Diamond League-Meeting in London: „Ich wollte rausgehen und den Mädels zeigen, was ich drauf habe.“
Bei Olympia nur Zuschauerin
Das tat sie. Ja, sogar mehr als das. Als die automatische Zeitmessung die nur 1,63 Meter grosse Athletin ignoriert hatte, ahnte noch niemand, was gerade passiert war. Denn mit diesem neuen Weltrekord von 12,20 Sekunden hatten nur die wenigsten gerechnet, auch wenn Kendra Harrison schon zuvor einen neuen US-Rekord von 12,24 Sekunden erzielt hatte.
Als die offizielle Zeit endlich auf der Uhr auftauchte, stand fest: Die alte Bestmarke der Bulgarin Yordanka Donkova (12,21 sec) gehörte nach 28 Jahren der Geschichte an. Kendra Harrison ist damit das gelungen, woran selbst Grössen wie die Olympiasiegerin Sally Pearson (Australien) oder Ex-Weltmeisterin Brianna Rollins (USA) gescheitert waren.
Doch am Olympia-Aus hat das nichts geändert, da sind die Amerikaner knallhart. Deshalb bleibt Kendra Harrison nichts anderes übrig, als sich die Spiele im Fernsehen anzuschauen und ihren Teamkolleginnen die Daumen zu drücken.
Heisses Rennen gegen die Olympia-Stars im „Letzigrund“
Danach geht es in der Diamond League wieder in die Vollen. Dass Kendra Harrison beim Diamond League-Finale in Zürich wieder so richtig aufdrehen und sich gegen die Olympia-Stars von Rio noch einmal so richtig beweisen will, steht ausser Frage. Schliesslich ist sie noch ausgezeichnet im Rennen um den Sieg im Diamond Race, der Gesamtwertung der IAAF Diamond League. Es kann also wieder ein ganz besonderes Rennen im Stadion Letzigrund werden. Und ein heisses…
100 m Hürden bei Weltklasse Zürich: Besser besetzt als in Rio!
Das Rennen über 100 m Hürden ist beim Meeting 2016 eines dieser Rennen, für welche Weltklasse Zürich legendär ist! Das Feld wird besser besetzt sein als der Final der Olympischen Spiele! Denn in Zürich dürfen im Gegensatz zu Rio mehr als drei der dominierenden US-Amerikanerinnen starten.
Neben allen Top-Favoritinnen von Rio und Kendra Harrison tritt auch die frühere Olympiasiegerin und letztjährige Diamond-Race-Gewinnerin Dawn Harper Nelson an. Auch Harper hat an den US-Trials die Olympia-Qualifikation verpasst. (Stand: 10. August 2016)