Über viele Jahre erschienen die Höhen der Stabhochsprung-Legende Sergey Bubka für dessen Nachfolger wie von einem anderen Stern. Damit machte Renaud Lavillenie Schluss. Er überbot vor zweieinhalb Jahren mit 6,16 Metern den Weltrekord des Ukrainers.
Dass Lavillenie zum Stabhochspringer geworden ist, liegt vor allem an der Familie Lavillenie. Vater Gilles widmete sich selbst dieser spektakulären Disziplin. Als Baby soll Renaud deshalb sogar auf der Stabhochsprungmatte geschlafen haben.
Inzwischen können er und sein Bruder Valentin auf einer eigenen Stabhochsprung-Anlage im Garten trainieren. Andere spielen vor dem Garagentor Fussball oder werfen auf Basketball-Körbe, bei den Lavillenies wird eben Stabhochsprung gemacht. Dabei ist der familieneigene Swimmingpool und die willkommene feuchte Abkühlung auch nicht weit, wie ein <link https: www.youtube.com external-link-new-window external link in new>YouTube-Video beweist.
Kein Gardemass, aber Risiko und Kontrolle
Bei so viel Leidenschaft für diesen Sport ist es eigentlich nur logisch, dass daraus ein Olympiasieger und Weltrekordhalter wird. Doch ganz so einfach ist es nicht. Mit nur 1,76 Metern Körpergrösse bringt Renaud Lavillenie nicht gerade ein Gardemass mit. Weltmeister Shawn Barber (Kanada) ist zum Beispiel gleich 14 Zentimeter grösser.
Doch von diesem vermeintlichen Nachteil liess sich Renaud Lavillenie nie beeindrucken. Vielmehr machte er aus der Not eine Tugend. Kaum einer in der Szene läuft so schnell an, kaum einer geht so viel Risiko, kaum einer greift beim Absprung den Stab so hoch wie er und kaum einer kann damit den Stab so sehr biegen und eine immense Katapultwirkung erzeugen. „Ich liebe beim Stabhochsprung das Gefühl von Risiko und Kontrolle“, fasst er die Faszination zusammen.
Renaud Lavillenie betreibt Stabhochsprung bis zur Perfektion
Dieses Gefühl bis zur Perfektion zu beherrschen und die verschiedensten Komponenten einer komplexen Disziplin in Einklang zu bringen, hat ihn zum besten Stabhochspringer der Welt gemacht. Bis es soweit war, brauchte es allerdings einige Zeit. Im Jugend- und Juniorenalter trat Renaud Lavillenie international nämlich noch kaum in Erscheinung. Der Durchbruch gelang ihm erst in der Erwachsenenklasse, als er 2009 WM-Bronze und Hallen-EM-Gold gewann.
Danach war er von seinem Weg nicht mehr abzubringen. 2012 wurde er Olympiasieger, 2012 und 2016 Hallen-Weltmeister, 2010, 2012 und 2014 (in Zürich) Europameister. Einziger Makel seiner Karriere: Bei Weltmeisterschaften scheiterte er schon viermal bei der Jagd nach dem Titel. Doch der Franzose hat noch ein paar Jahre und damit neue WM-Chancen vor sich.
Doch vor allem der Weltrekordsatz vom 15. Februar 2014 hat Renaud Lavillenie zu dem gemacht, was er heute ist: Zu einem, der die einstigen Überflüge von Sergey Bubka wieder menschlich werden hat lassen. Zu einem der klangvollsten Namen der Leichtathletik, der sich bei „Weltklasse Zürich“ wieder im Stadion Letzigrund vorstellt.
Mit Konstanz Jahr für Jahr zu Diamond Trophy
Dann geht es für ihn wieder um den Gewinn der Diamond Trophy, die er in seiner Disziplin seit der Einführung 2010 jedes Jahr eingeheimst hat. Keinem anderen Athleten oder keiner anderen Athletin ist das gelungen. „Ich liebe es, die Diamond League Jahr für Jahr zu gewinnen, dafür muss man sehr konstant springen“, sagt er.
Auf diese Konstanz und ganz grosse Höhen dürfen sich die Stabhochsprung-Fans am 1. September freuen. Denn die starke Konkurrenz wird nicht schlafen und auch einem Renaud Lavillenie eine ganze Menge abverlangen.
Stabhochsprung-Spektakel:
Männer im Letzigrund, Frauen Hauptbahnhof
Die weltbesten Stabhochspringerinnen und Stabhochspringer sind bei Weltklasse Zürich 2016 gleich zwei Tage hintereinander zu bestaunen. Während die Männer ihren Final der IAAF Diamond League im Stadion Letzigrund, treten die Stabhochspringerinnen am Mittwoch, 31. August bei Weltklasse Zürich im Hauptbahnhof an. Auch das Feld der Frauen ist top besetzt: Alle Favoritinnen von Olympia in Rio, aber auch Schweizer Rekordhalterin Nicole Büchler und Junioren-Weltmeisterin Angelica Moser sind in der Bahnhofshalle am Start.
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