Die beste Fliegerin bei Weltklasse Zürich im Hauptbahnhof heisst Anzhelika Sidorova. Am Mittwochabend gewann die unter neutraler Flagge startende Russin dank einem Sprung über 4,87 m den Stabhochsprung. Der Sieg war ein souveräner, denn keine andere Springerin kam so hoch wie sie. Und keine hatte so wenig Fehlversuche wie die 29-Jährige. Bis und mit der Siegerhöhe schaffte sie jede Höhe auf Anhieb. Beim blitzsauberen Siegessprung brachten die begeisterten Zuschauer die Bahnhofshalle zum Kochen.
Für Sidorova ist es nicht das erste Mal, dass sie in Zürich einen grossen Sieg einfährt. 2014 hat sie in der Limmatstadt EM-Gold gewonnen. Obwohl sie die Atmosphäre hier also schon kennt, war sie einmal mehr überwältigt davon: „Ich bin begeistert von der Stimmung“, sagte sie. „Ich bin zum ersten Mal im Hauptbahnhof gesprungen und ich denke, es war eine gute Leistung. Das muss ich aber noch mit meinem Trainer besprechen. Auf jeden Fall: Danke Zürich!“
Auf Rang zwei kam Katie Nageotte (USA). Niemand pokerte so hoch wie die 28-Jährige (bei 4,72 und 4,87 liess sie aus). Das lohnte sich für die Dritte von Weltklasse Zürich im Hauptbahnhof 2017: Drei Sätze reichten ihr nämlich, um mit 4,82 einmal mehr einen Platz auf dem Podest klar zu machen. Bei 4,92 fehlte ausserdem wenig zum gültigen Überqueren der Latte.
Alysha Newman mit Landesrekord
Keine jubelte im Hauptbahnhof so schön wie eine Kanadierin – mit einem Rückwärtssalto nämlich. Alysha Newman hatte zwar Mühe auf 4,72, die sie haarscharf beim dritten Anlauf meisterte. Dann aber setzte sie zu einem tollen Sprung an, der sie gleich beim ersten Mal über 4,82 segeln liess – kanadischer Indoor-Rekord! Und dies nachdem sie am vergangenen Wochenende in Paris mit ebenfalls 4,82 einen nationalen Outdoor-Rekord aufgestellt hatte. Dabei habe sie sich vom Publikum tragen lassen. „Es war unglaublich“, gab sie begeistert zu Protokoll. „Ich liebe es, hierher zu kommen, denn es ist einfach anders als im Stadion.“
Sandi Morris (USA) vermochte hingegen nicht in den Kampf der Besten einzugreifen. Die WM- und Olympia-Zweite wurde mit 4,72 Vierte und schrammte am Podest vorbei. Sie, wie auch alle Zuschauer im ausverkauften Letzigrund, dürfen sich am Donnerstag aber auf ihre Live-Performance des Weltklasse-Zürich-Songs „Souvenir“ freuen.
Nicole Büchler hält die Schweizer Fahne hoch
Die Fans im Zürcher HB jubelten vor allem auch für zwei Athletinnen des LC Zürich. Zum einen für Nicole Büchler, die Schweizer Rekordhalterin und Olympia-Sechste von 2016. Die Seeländerin liebäugelte mit der WM-Limite von 4,56 m. Dass ihre Hoffnungen berechtigt waren, zeigte sie im Wettkampf. Bereits im zweiten Sprung des Tages (mit dem ersten meisterte sie 4,37) stellte sie mit 4,52 m eine Saisonbestleistung auf. Das Handicap für Büchler im heutigen Wettkampf: Von 4,52 wurde die Latte direkt auf 4,62 gestellt. Diese Höhe sollte sich für die 35-Jährige als unüberwindbar erweisen. Büchler wurde Achte und macht sich nach diesem Wettkampf berechtigte Hoffnungen auf einen WM-Startplatz.
Für die andere Schweizerin am Start endete der Abend unerfreulich. U23-Europameisterin Angelica Moser scheiterte auf der Starthöhe von 4,37 dreimal und musste einen Nuller hinnehmen.
Sechs-Meter-Springer in der Speaker-Rolle
Einmal mehr erlebten Pendler, Passanten und Leichathletik-Insider ein aussergewöhnliches Spektakel und wurden aus unmittelbarer Nähe Zeugen sportlicher Spitzenleistungen. Kompetent auch der Kommentar, der den Wettkampf begleitete: Die Moderations-Teams in der Bahnhofshalle und vor dem TV-Bildschirm erhielten Unterstützung von Tim Lobinger und Björn Otto. Der 46-jährige Lobinger ist der erste Deutsche, der die Sechs-Meter-Marke überqueren konnte. Der 41-jährige Otto hält mit 6.01 m den nationalen Rekord im Nachbarland.
Weitere Leichathletik-Grössen liessen sich den Event mitten im Pendlerverkehr nicht nehmen: Sowohl die männlichen Disziplinenkollegen Renaud Lavillenie und Sam Kendricks, die am Donnerstag bei Weltklasse Zürich im Einsatz stehen, als auch Sebastian Coe waren vor Ort. Die britische Lauflegende ist aktuell Präsident des internationalen Leichtathletik-Verbandes IAAF.
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