Weltklasse Zürich 2010 glänzt nicht nur mit den Diamanten der Samsung Diamond League, sondern einmal mehr mit einem ausgezeichneten Teilnehmerfeld – mit grosser Wahrscheinlichkeit dem Besten der ganzen Saison. 13 Jahresweltbeste, 8 aktuelle Weltmeister von Berlin, 8 Olympiasieger von Peking und 16 Europameister von Barcelona sind beim Zürcher Traditionsmeetings am Start.
Zählt man Staffelmedaillen und frühere Grossanlässe dazu, haben die Teilnehmer von Weltklasse Zürich an Meisterschaften auf Weltniveau eindrückliche 191 Medaillen, davon 70 goldene, gewonnen. Dazu kommen 74 EM-Medaillen (29 goldene). Zahlen die zeigen, dass Weltklasse Zürich trotz einigen gewichtigen Absagen nach wie vor ausgezeichnet besetzt ist. Die Philosophie der Meetingveranstalter, die jede Disziplin mit den Besten der Welt besetzen und nie nur auf einige grosse Namen setzen, zahlt sich in diesem Jahr besonders aus.
Jagd nach den Diamanten
Beim ersten Final in der Geschichte der Samsung Diamond League werden in 16 Disziplinen die Sieger der Gesamtwertung, des sogenannten Diamond Race, erkoren. Eine Woche später in Brüssel fallen die Entscheidungen in weiteren 16 Disziplinen. Der Auftakt in Sachen Diamond League Final findet bereits am Mittwoch um 17:00 Uhr statt, wo beim BIG SHOT Event am Zürcher Hauptbahnhof HB RailCity die Diamond Trophy im Kugelstossen der Frauen vergeben wird.
In sechs der 16 Disziplinen liegen Athleten mit mehr als acht Punkten und somit uneinholbar an der Spitze: Walter Dix (USA/200 m), Jeremy Wariner (USA/400 m), David Oliver (USA/110 m Hürden), Carmelia Jeter (USA/100 m), Nancy Jebet Langat (KEN/1500 m) und Kaliese Spencer (JAM/400 m Hürden). Bedingung für den Gewinn der Diamond Trophy ist allerdings die Teilnahme beim Final in Zürich. Deshalb ist das Diamond Race über 200 m der Männer auch wieder offen, da Walter Dix in Zürich verletzungsbedingt passen muss.
David Oliver einziger Überflieger
Bei einem Meeting mit vielen offenen Entscheidungen ist Hürdensprinter David Oliver (USA) der einzige Überflieger in seiner Disziplin. Der 28-jährige US-Rekordhalter (12,89) hat bei den letzten Meetings gezeigt, dass er bei idealen Bedingungen den Weltrekord von Dayron Robles (12,87) in den Beinen hat. Oliver hat einen speziellen Bezug zu Zürich: Seit Beginn seiner Profikarriere stand er jedes Jahr im Letzigrund am Start. 2005 beim Debüt noch in der B-Serie laufend, blieb er vor zwei Jahren erst zum zweiten Mal in seiner Karriere unter der 13-Sekunden-Marke.
In dieser Saison ist Oliver bei elf Starts noch ungeschlagen, hat den US-Rekord an sich gerissen und lief bereits vier Mal unter 13 Sekunden. Sein Blog, in welchem er Weltklasse Zürich vor einem Jahr als „the meet of all meets“ bezeichnet hatte, ziert die Überschrift „Mission 12,85“.
Selbst Diamond-League-Dominatoren werden gefordert
Im Gegensatz zu Oliver führen die anderen, „sicheren“ Diamond-Race-Gewinner die Jahresweltbestenliste nicht an und dürften deshalb auch in Zürich hart gefordert werden – auch wenn sie auf Grund ihrer starken Resultate bei den wichtigsten Meetings des Jahres als Favoriten zum Final der Samsung Diamond League starten.
Carmelita Jeter wird über 100 m nicht nur von der Jahresweltbesten und zweifachen 200-m-Olympiasiegerin Veronica Campell-Brown (JAM) gejagt, sondern muss sich auch gegen London-Überraschungssiegerin Marshevet Myers (USA) beweisen. Über die Bahnrunde der Männer will der dreifache Zürich-Sieger Jeremy Wariner gegen den Jahresweltbesten Jermaine Gonzales (JAM) zeigen, wer der Chef unter den 400-m-Läufern ist. Nancy Jebet Langat muss gegen fünf in diesem Jahr schnellere 1500-m-Läuferinnen beweisen, dass sie auch in einem auf eine Zeit von unter 4 Minuten ausgerichteten Rennen bestehen kann. Spätestens nach ihrem klaren Sieg in London hat sich Langhürdlerin Kaliese Spencer in die Favoritenrolle gebracht, obwohl Natalya Antyukh (RUS) bei ihrem EM-Titel in Barcelona mit 52,92 Sekunden über eine halbe Sekunde unter Spencers Bestzeit geblieben war.
Spannende Ausgangslage in vielen Disziplinen
In den übrigen Disziplinen erwartet die Zuschauer im Letzigrund-Stadion ein Meeting ohne klare Favoriten und somit äusserst spannende Wettkämpfe. Bestes Beispiel ist der 400-m-Lauf der Frauen: Fünf Konkurrentinnen kommen noch für den 400-m-Diamanten in Frage, und exakt dieses Quintett belegte am letzten Samstag in London innerhalb von 31/100 die ersten 5 Ränge. In der Pole-Position befindet sich dabei London-Siegerin Allyson Felix (USA), die bisher bei drei Diamond-League-Starts über die 400 m drei Mal gewonnen hat. Die dreifache 200-m-Weltmeisterin könnte als einzige Athletin innert Wochenfrist gleich in zwei Disziplinen das Diamond Race für sich entscheiden. Über 200 m liegt sie vor dem Final in Brüssel uneinholbar in Front.
Hochstehendes Steeple-Rennen
Wie schon so oft in Zürich dürfte das Rennen über 3000 m Steeple zu einem Highlight werden. Das Kenianer-Trio mit Weltmeister Ezekiel Kemboi, Olympiasieger Brimin Kipruto und Paul Kipsiele Koech sowie der für Katar startende Weltrekordler Saif Saeed Shaheen werden vom französischen Europameister Mahiedine Mekhissi-Benabbad und seinem Landsmann und Europarekordhalter Bouabdallah Tahri gefordert.
Ein weiteres Beispiel für ein sehr offenes Rennen ist der 5000-m-Lauf der Männer mit 16 Läufern, die in der Lage sind, unter 13 Minuten zu laufen. Darunter Doppel-Europameister Mo Farah (GBR) und der US-Amerikaner Chris Solinsky, der in diesem Frühling in Stanford als erster weisser Läufer die 10 000 m unter 27 Minuten absolviert hat.
Viel Spannung auch in den technischen Disziplinen
Ähnlich spannend präsentiert sich die Ausgangslage in den technischen Disziplinen. Speerwurf-Weltrekordhalterin Barbora Spotakova (CZE) will sich für ihre EM-Niederlage in Barcelona beim deutschen Duo Linda Stahl und Christina Obergföll rehabilitieren. Im Weitsprung der Männer trifft Dwight Philipps (USA), dreifacher Weltmeister und Olympiasieger von 2004, auf den deutschen Europameister und Jahresweltbesten Christian Reif. Mit dem Diskus zählen unter anderem Europameister Piotr Malachowski (POL), Weltmeister Robert Harting (GER) und Olympiasieger Gerd Kanter (EST) zum Kreis der Siegesanwärter.
Sechs Schweizer EM-Finalisten
Weltklasse Zürich 2010 steht aber auch im Zeichen der aufstrebenden Schweizer Leichtathleten. Hürdensprinterin Lisa Urech (SK Langnau), Stabhochspringerin Anna Katharina Schmid (ST Bern) sowie die Staffelsprinter Pascal Mancini (Stade Genève), Aron Beyene (Stade Genève), Reto Amaru Schenkel (LC Zürich) und Marc Schneeberger (TV Länggasse) haben sich als Finalisten der EM in Barcelona ihren Platz im Programm von Weltklasse Zürich redlich verdient. Das gilt natürlich auch für Weitspringerin Irene Pusterla (VIGOR Ligornetto), die in Spanien nur mit viel Pech den Final verpasst hatte. Zu seiner verdienten Ehrenrunde kommt Marathon-Europameister Viktor Röthlin im Anschluss an die Athletenpräsentation (19:15 Uhr).
Gar als Siegesanwärter tritt Marcel Hug im Rollstuhlrennen über 1500 m an. Der vierfache Weltrekordhalter gewann am Samstag bereits die Hauptprobe beim Diamond League Meeting in London!