Von 15 angetretenen Weltmeistern aus Moskau blieben folgende acht erneut siegreich: Usain Bolt (100 m), LaShawn Merritt (400 m), David Oliver (110 m Hürden), Bohdan Bondarenko (Hoch), Shelly-Ann Fraser-Pryce (200 m), Eunice Jepkoech Sum (800 m), Meseret Defar (5000 m), Zuzana Hejnova (400 m Hürden).
Am Ende eben doch Usain Bolt!
Usain Bolt, der Mr. Leichtathletik der letzten Jahre, musste im 100-m-Lauf bis auf den Zielstrich kämpfen, um seinem Nimbus als ständiger Sieger gerecht zu bleiben. Er tats, und er siegte. Mit 9,90 Sekunden, bei einem leichten Gegenwind von 0,3 m/s, vier Hundertstel vor seinem jamaikanischen Landsmann Nickel Ashmeade, sechs Hundertstel vor dem Amerikaner Justin Gatlin: nicht überragend, aber gewonnen. Auch der Franzose Jimmy Vicaut blieb mit 9,98 unter der 10-Sekunden-Grenze. Der WM-Bronzegewinner Nesta Carter (JAM) wurde nur Sechster. Das Diamond Race entschied Justin Gatlin vor Usain Bolt zu seinen Gunsten.
5000-m-Duell der Frauen ein Highlight
Die 5000-m-Spezialistin hatte das bessere Ende für sich: Meseret Defar, Olympiasiegerin und Weltmeisterin über 5000 m, schlug im Clash der Superchampions ihre äthiopische Landsfrau Tirunesh Dibaba, die Olympiasiegerin und Weltmeisterin über 10'000 m, im Spurt. Das Starduo legte eine letzte Runde in die Bahn, welche das Publikum von den Sitzen riss. Dibaba übernahm 500 m vor dem Ziel die Führung. Defar folgte dichtauf. Das blieb so während 400 m. Auf der Zielgeraden schob sich Defar nach vorne. Ihre letzte Runde legte sie in unglaublichen 58,48 Sekunden zurück; die Siegerzeit von 14:32,8 lag neun Sekunden über der Jahres-Weltbestzeit von Dibaba. Im Diamond Race überholte Defar ihre Rivalin noch.
5. Rang und Rekord für die Frauenstaffel
Diesmal wars die erste Übergabe, die nicht klappte: Die Schweizer 4x100-m-Staffel der Frauen egalisierte zum Abschluss des Meetings mit 43,21 ihren bei den WM in Moskau aufgestellten Landesrekord. In Moskau hatte der dritte Wechsel nicht richtig funktioniert. Zürich zeigte erneut, dass für die Schweizerinen noch Luft nach oben besteht. Immerhin belegten Mujinga Kambundji, Marisa Lavanchy, Ellen und Lea Sprunger den 5. Rang – vor Grossbritannien, Italien und Holland. Deutschland lag nur um 2/100 vorne. Den Kampf um den Sieg entschieden überraschenderweise die Amerikanerinnen in Diamond-League- und Meeting-Rekordzeit von 41,67 gegen die Weltmeisterinnen aus Jamaika, obwohl die karibischen Läuferinnen am Schluss auf die dreifache Weltmeisterin Shelly-Ann Fraser-Pryce zählen konnten.
Fraser-Pryce souverän wie bei den WM in Moskau
Shelly-Ann Fraser-Pryce, die dreifache Sprintweltmeisterin in Moskau, Jamaikas Teamcaptain bei den WM, ist derzeit nicht zu schlagen. Das 200-m-Rennen dominierte sie von Beginn weg; ihre Siegerzeit von 22,40 konnte sich bei leichtem Gegenwind sehen lassen. Zweite wurde – nicht überraschend – die zweifache WM-Zweite von Moskau, Murielle Ahouré von der Elfenbeinküste in 22,67, hauchdünn vor der stärksten Europäerin Mariya Ryemyen aus der Ukraine. Schweizer Meisterin Mujinga Kambundji fiel in diesem Klassefeld nicht ab. In 23,38 wurde sie auf Aussenbahn Sechste, 14/100 über ihrer persönlichen Bestleistung.
Schwere Niederlage für Steeple-Ass Ezekiel Kemboi
Keine Rolle spielte im 3000-m-Steeple-Lauf der zweifache Olympiasieger und dreifache Weltmeister Ezekiel Kemboi. Der Kenianer beendete das Rennen nur im 10. Rang. Hillary Kipsang Yego, der schon vor Wochenfrist in Stockholm gewonnen hatte, nutzte seine Glanzform zu einem neuerlichen Erfolg in 8:08,03 Minuten. Conseslus Kipruto, der Silbergewinner von Moskau, sicherte sich als Dritter den Diamanten als Sieger der Jahreswertung hauchdünn vor Yego.
Silas Kiplagat sprengte das 1500-m-Topduell
Nicht Weltmeister Asbel Kiprop (KEN) und auch nicht der aufstrebende Ayanleh Souleiman aus Djibouti entschied das 1500-m-Rennen für sich, sondern der 24-jährige WM-Zweite von 2011, Silas Kiplagat. Er gewann den Spurt vor dem 800-m-WM-Dritten Souleiman; Kiprop endete im 6. Rang. Kiplagat schloss im Diamond Race beinahe noch zu Souleiman auf, konnte das Supertalent aus dem ostafrikanischen Kleinstaat mit 900'000 Einwohnern aber nicht mehr entthronen.
Oliver vor Wilson – wie in Moskau
Der Jahres-Weltbeste und Weltmeister David Oliver (USA) entschied den Hürdensprint wie in Moskau vor seinem Landsmann Ray Wilson zu seinen Gunsten. 13,12 zu 13,24 lauteten die Zeiten, dies bei einem leichten Gegenwind von 0,5 m/s. Die beiden Weltrekordläufer im Feld, Aries Merritt (6.) und der in Moskau fehlende Dayron Robles (7.), konnten nicht überzeugen. Russlands WM-Bronzegewinner Sergey Shubenkov geriet mit 13,27 diesmal knapp neben die Podestränge.
Erster US-Erfolg über 800 m seit 20 Jahren
Nick Symmonds (28), der den USA in Moskau die erste Medaille im 800-m-Lauf beschert hatte, realisierte im Letzigrund den ersten US-Erfolg über diese Distanz seit 20 Jahren. Im Zweikampf mit seinem Landsmann Duane Solomon, dem Jahres-Weltbesten, liess Symmonds von der Spitze aus nichts anbrennen; Solomon wurde Vierter. Mit 1:43,56 kam Symmonds der Jahresbestzeit recht nahe – und zog den polnischen Ex-Europameister Marcin Lewandowski (1:43,79) zu einer persönlichen Bestzeit.
Weltmeisterin Sum – und Büchel mit Bestzeit
Kenias 800-m-Weltmeisterin Eunice Jepkoech Sum vor der Russin Mariya Savinova – dieser Einlauf von Moskau wiederholte sich in Zürich. Sum holte mit dem Erfolg auch den Diamanten für die Jahreswertung. Ebenso Spannendes tat sich am Ende des 800-m-Feldes: Die Schweizerin Selina Büchel vom KTV Bütschwil forderte die verletzt gewesene Ex-Weltmeisterin Caster Semenya aus Südafrika hart, wurde schliesslich knapp besiegt und beendete das Rennen als Achte in persönlicher (Freiluft-)Bestzeit von 2:01,99. Vor Jahresfrist hatte Büchel im Vorprogramm gewonnen, unterdessen wurde sie Dritte bei den U23-EM. «Ich wollte heute in diesen Bereich laufen», sagte sie nach dem Rennen, «cool, dass es eine 01er-Zeit gab.»
Bondarenko scheiterte erneut am Weltrekord
Hochsprung-Weltmeister Bohdan Bondarenko aus der Ukraine, der in Moskau so beeindruckt hatte, siegte auch in Zürich – aber nur knapp. Auch der Grieche Konstantinos Baniotis (2.) und der Katarer Mutaz Essa Barshim (3.), Silbergewinner in Moskau, überquerten wie der in diesem Jahr unbezwingbar scheinende Bondarenko 2,33 m. Der Ukrainer liess die 2,35, wo seine beiden Konkurrenten scheiterten, allerdings aus und versuchte sich erneut auf der Weltrekordhöhe von 2,46 – vergeblich. Der Diamant war längst Eigentum von Bondarenko.
Gelungene Revanche für WM-Vierte Spiegelburg
Silke Spiegelburg, der unglücklichen WM-Vierten im Stabspringen von Moskau, gelang in Zürich eine eindrückliche Revanche. Mit Saisonbesthöhe von 4,79 setzte sich die Deutsche über sämtliche Favoritinnen und Mitkonkurrentinnen hinweg. Und damit eroberte sie auch noch den verloren geglaubten Diamanten. Die Olympiasiegerin und WM-Zweite Jennifer Suhr gab auf 4,62 m auf, die WM-Dritte Yarisley Silva aus Kuba belegte mit 4,72 hinter Fabiana Murer (BRA) den 3. Rang.
Von den beiden Athletinnen des LC Zürich übersprang Nicole Büchler 4,52 und wurde Achte. Auf der Rekordhöhe von 4,62 scheiterte die WM-15. dreimal. Für Anna Katharina Schmid war der Sprung von bewältigten 4,32 auf 4,52 zu gross – Rang 12.
Reese geschlagen – aber Okagbare wieder Zweite
Diesmal kam Weitsprung-Weltmeisterin Brittney Reese (USA) überhaupt nicht auf Touren – nur 6,37 m und der 7. Rang schaute im Letzigrund heraus. Zweite wurde wie in Moskau die Nigerianerin Blessing Okagbare (6,76). Diesmal stand ihr überraschenderweise die 24-jährige Britin Shara Proctor vor der Sonne, die den Wettkampf mit 6,88 zu ihren Gunsten entschied. Die Serbin Ivana Spanovic wiederholte mit 6,72 als Dritte ihren Bronzerang von Moskau. Die Tessinerin Irene Pusterla kam auch zum Abschluss der Saison nicht auf Touren und wurde mit bescheidenen 6,28 Neunte und Letzte.
Zuzana Hejnova mit dem 11. Sieg de suite
Die 26-jährige Tschechin Zuzana Hejnova, überlegene Weltmeisterin über 400 m Hürden, setzte ihre seit einem Jahr andauernde Siegesserie unbedrängt fort: 11. Erfolg hintereinander. Ihre 53,32 von Zürich hatte 2013 nur eine einzige Konkurrentin unterboten. Hatte Hejnova in Moskau noch 1,26 Sekunden Vorsprung vor der Amerikanerin Dalilah Muhammad, so verlor Kaliese Spencer (JAM) als Zweite diesmal "nur" 0,90 Sekunden… Silber-Gewinnerin Muhammad landete abgeschlagen im 8. Rang. Der Gesamtsieg im Diamond Race stand für Hejnova längst fest, die nach Olympia 2012 ihren Coach wechselte und seither stets mit Männern trainiert. «Das ist eine zusätzliche Motivation für mich», sagte sie.
LaShawn Merritt überholte Kirani James
Im WM-Final der Viertelmeiler von Moskau war der junge Olympiasieger Kirani James auf der Zielgeraden massiv eingebrochen – 7. Rang. Seither erholte er sich zuhause in Grenada und forderte nun Weltmeister LaShawn Merritt (USA) heraus. Das Rennen entwickelte sich tatsächlich zum erwarteten Duell – aber am Ende hatte Merritt die Nase erneut vorne. 44,13 Merritt, 44,32 James lauteten die guten Endzeiten. Im Rennen um den Diamanten überholte Merritt seinen Konkurrenten aus Grenada noch knapp.
Gerd Kanter überflügelte die Favoriten
Der 34-jährige Este Gerd Kanter, 2008 in Peking Olympiasieger und Medaillengewinner bei den letzten 5 Weltmeisterschaften, übertrumpfte mit dem Diskus das Favoritenduo. In Moskau "nur" Dritter, nahm Kanter mit persönlicher Saisonbestweite von 67,02 Revanche am deutschen Weltmeister Robert Harting (66,83) und am WM-Zweiten Piotr Malachowski aus Polen, der mit 63,70 nur den 7. Rang belegte. Im Schlusssport des Diamond Race überflügelte Kanter den Polen im letzten Moment. «Ich spürte, dass heute eine Steigerung möglich war», sagte Kanter, der verletzt in diese Saison gestiegen war.
Überraschende Südafrikaner im Weitsprung
Einen unerwarteten südafrikanischen Doppelerfolg setzte es im Weitsprung der Männer ab. Zarck Visser (23), der sich bei den WM in Moskau nicht für den Final hatte qualifizieren können, gewann mit guten 8,32 m vor seinem Landsmann Godfrey Mokoena (8,11). Weltmeister Aleksandr Menkov (RUS), der diese Woche Vater wurde und bereits als Sieger des Diamond Race feststand, beendete den Wettkampf nach dem zweiten Sprung (7,94) und wurde Sechster. Enttäuschend schnitten der vierfache US-Weltmeister Dwight Phillips bei seiner Abschiedsvorstellung (8. mit 7,53) und der Schweizer 8-m-Springer Yves Zellweger (9. mit 7,46) ab.
2. Rang für Speer-Ass Obergföll
Am Ende wars wieder ein zweiter Platz – ein Rang, den das süddeutsche Speer-Ass Christina Obergföll zur Genüge kennt. Nach ihrem WM-Titel von Moskau tut ein solcher 2. Rang heute allerdings nicht mehr weh. Die Jahres-Weltbeste Mariya Abakumova (RUS) siegte überlegen mit 68,98 m, Obergföll kam mit den Bedingungen offensichtlich nicht ganz zurecht und wurde mit 63,36 m gemessen. Ihr Sieg im Jahreswettbewerb um den Diamanten stand schon vor dem Zürcher Finale fest.
Lea Sprunger und Noemi Zbären siegten beim Nachwuchs
In den internationalen Rennen des Young Diamond's Challenge gab es zwei Schweizer Siege. Staffel-Rekordhalterin Lea Sprunger gewann über 200 m bei Rückenwind von 1,5 m/s in persönlicher Saisonbestzeit von 23,31 deutlich vor der Norwegerin Elisabeth Slettum. «Eine so gute Zeit hätte ich nicht erwartet», freute sich Lea Sprunger. Über 100 m Hürden siegte die U20-Europameisterin Noemi Zbären in nicht gerade überwältigenden 13,56 vor den Schweizerinnen Clélia Reuse und Linda Züblin. Rang 2 gabs für den Langhürdler Kariem Hussein, der hinter dem Deutschen Varg Königsmark mit 50,16 seine Saisonbestzeit verfehlte. Dritter wurde Mario Bächtiger im 1500-m-Rennen in ansprechenden 3:43,67; der Sieger hiess Timo Benitz (GER, 3:40,79). Die Gesamtwertung des Young Diamond's Challenge gewannen die Schweizer mit 66 Punkten vor Deutschland (27) und Norwegen (18).
Im 100-m-Vorprogramm wärmten sich Ellen Sprunger als Vierte ihrer Serie in 11,58 und Marisa Lavanchy in 11,87 für das Staffelrennen auf. Der Schweizer Weltmeister Marcel Hug beherrschte im 1500-m-Rollstuhlrennen die ausländische Konkurrenz sicher.
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29 August, 2013