Männer:
100 m
2016 siegte Asafa Powell (JAM) bei Weltklasse Zürich. 2017 möchte er nicht nur seinen Triumph aus dem Vorjahr wiederholen, sondern auch die 98. Zeit seiner Karriere unter 10 Sekunden erzielen – kein Athlet hat das öfter geschafft als er. Akani Simbine (RSA) ist unter den Startenden der Jahresschnellste (9,92 Sekunden) – zusammen mit Justin Gatlin (USA). Der 35-jährige Gatlin steht in Zürich vor seinem ersten Auftritt als Weltmeister. Simbine und Gatlin, wie auch Ronnie Baker (USA), gelang in diesem Jahr ein Sieg in der Diamond League. Alex Wilson, der 2017 seinen nationalen Rekord auf 10,11 verbesserte, ist der Schweizer Vertreter in diesem Lauf und kommt binnen zwei Monaten schon zu seinem dritten Diamond-League-Einsatz.
400 m
Auf dem Papier sind Isaac Makwala (BOT) und Steven Gardiner (BAH) die Nummern eins und zwei im Feld. Makwala umrundete das Stadion 2017 schon in 43,84 Sekunden, seine persönliche Bestzeit liegt bei 43,72. Nach dem krankheitsbedingten Aus für den WM-Final dürfte er mit der Wut im Bauch an den Start gehen und umso gefährlicher auftreten. Gardiner ist der zweite Athlet, der unter den Teilnehmern in diesem Jahr die 44 Sekunden auch noch unterbot. Der Athlet von den Bahamas holte an der WM in London seine erste Einzelmedaille auf globaler Stufe (Silber) und hat in diesem Jahr schon zwei Diamond-League-Siege auf dem Konto. Auch der Indoor-Welt- und Europameister Pavel Maslák (CZE) steht auf der Startliste.
1500 m
Über die dreidreiviertel Bahnrunden konnte das komplette WM-Podest von London verpflichtet werden. Elijah Motonei Manangoi (KEN) präsentiert sich nicht nur erstmals als Weltmeister, sondern ist dank der in Monaco aufgestellten Zeit von 3:28,80 Minuten auch der Weltjahresschnellste. Sein Landsmann Timothy Cheruiyot tritt als Vize-Weltmeister und Zweitschnellster des Jahres an. Filip Ingebrigsten war als überraschender Dritter an den WM der europäische Lichtblick in der afrikanisch dominierten Disziplin. Gespannt sein darf man auf die Reaktion des ehemaligen Champions Asbel Kiprop (KEN), der als Olympiasieger von 2008 und dreifacher Weltmeister in London eine empfindliche Niederlage einstecken musste.
5000 m
Grosse Ehre für Weltklasse Zürich. Mo Farah (GBR), einer der grössten Leichtathleten der Geschichte, hat das Zürcher Meeting ausgewählt, um sein letztes Bahnrennen der Karriere zu bestreiten. Im Letzigrund-Stadion lief Farah 2010 die 5000 m erstmals in seiner Karriere unter 13-Minuten und wurde 2014 Doppel-Europameister. Der vierfache Olympiasieger und sechsfache WM-Goldmedaillengewinner wird bei seinem Abschiedsrennen noch einmal richtig gefordert. Als 10‘000-m-Weltmeister trifft er auf Muktar Erdis (ETH), den 5000-m-Goldmedaillengewinner von London. Edris ist auch der Weltjahresschnellste (12:55,23 Minuten) und gewann 2017 zwei Diamond-League-Meetings. Zu den Jägern gehört mit Paul Chelimo (USA) auch der WM-Bronzemedaille-Gewinner. Die ersten fünf der WM in London sind geschlossen in Zürich am Start.
400 m Hürden
Karsten Warholm ist über 400 m Hürden der Shootingstar. Der erst 21-jährige Norweger hat 2017 nicht nur zwei Diamond-League-Triumphe auf der Habenseite, sondern war auch an den WM nicht zu schlagen. Überraschend gewann er in London vor Yasmani Copello (TUR) und Olympiasieger Kerron Clement (USA). Letztere beiden werden sich in Zürich zu revanchieren versuchen. Auf der Rechnung muss man auch Kyron McMaster (USA) haben, der 2017 als einziger unter 48 Sekunden (47,80) lief, im WM-Vorlauf aber disqualifiziert wurde. Die Augen der Fans werden aber vor allem auf Einen gerichtet sein: Kariem Hussein, der Lokalmatador vom LC Zürich, tritt als WM-Finalist an.
Hochsprung
Der Überflieger der Saison heisst Mutaz Essa Barshim (QAT). Noch ist er heuer ungeschlagen, gewann sämtliche Diamond-League-Springen, zu denen er antrat, und holte auch souverän den Weltmeistertitel. Seine Weltjahresbestleistung schraubte er vor zwei Tagen in Birmingham auf 2,40. Es versteht sich von selbst, dass der Katarer damit als Topfavorit antritt. In guter Form ist auch der WM-Dritte Majed Aldin Ghazal. Er holte in London in der WM-Geschichte erst das zweite Edelmetall für Syrien. Bohdan Bondarenko (UKR), zweifacher Olympiamedaillen-Gewinner und Weltmeister von 2013, möchte in Zürich WM-Rang neun vergessen machen. Barshim (2,43) und Bondarenko (2,42) belegen in der ewigen Weltbestenliste die Ränge zwei und drei.
Stabhochsprung
Sam Kendricks (USA) stieg 2017 in den erlauchten Kreis der Sechs-Meter-Springer auf und ist der einzige, der in diesem Jahr diese Marke übersprang. Die Saisonbestleistung, wie auch der Gewinn der WM-Goldmedaille macht ihn in Zürich zum Favoriten. Gefordert wird der US-Amerikaner von Piotr Lisek (POL) und Renaud Lavillenie (FRA), die in London Silber und Bronze gewannen. Letzterer triumphierte bei Weltklasse Zürich im vergangenen Jahr ex aequo mit Kendricks, hält mit 6,16 m den Hallen-Weltrekord und holte 2012 Olympia-Gold. Insgesamt starten in Zürich sieben WM-Finalisten. Eine Startgelegenheit gegen die Besten der Welt erhält auch der Einheimische Dominik Alberto.
Weitsprung
Der Jahresbeste, Luvo Manyonga (RSA), wurde seiner Favoritenrolle an den WM gerecht und gewann souverän Gold. Seine persönliche Bestweite verbesserte er in diesem Jahr auf 8,65 m. Kann er auch im Letzigrund seine derzeitige Topform abrufen, sind seine ärgsten Konkurrenten hart gefordert. Die Verfolger führt Jarrion Lawson (USA), der WM-Silbermedaillengewinner, an. Auch der WM-Dritte Ruswahl Samaai (RSA) ist mit von der Partie. Auf ein spezielles Erlebnis darf sich ein Schweizer freuen. Benjamin Gföhler, Athlet des LC Zürich, stellt sich mit seiner persönlichen Bestleistung von 8,13 m vor Heimpublikum den Weltbesten.
Speerwerfen
Zwischen 2000 und 2016 gelang es keinem einzigen Speerwerfer weiter als 93 Meter zu werfen. In diesem Jahr ist dies hingegen schon zwei deutschen Athleten gelungen, was das derzeitige „Wahnsinns-Niveau“ in dieser Disziplin unterstreicht. Der frischgebackene Weltmeister und Weltjahresbeste, Johannes Vetter, übertrumpfte in diesem Jahr Olympiasieger Thomas Röhler und schraubte den deutschen Rekord auf 94,44 m. Damit ist er nun der zweitbeste Speerwerfer aller Zeiten. Röhler steht mit 93,90 als Nummer 3 der All-Time-Liste zu Buche. Dahinter lauert Vizeweltmeister Jakub Vadlejch (CZE), der den Titel in London nur um 16 cm verpasste. Insgesamt sind sieben WM-Finalisten am Start. Vetter überliess in der Vorbereitung auf Zürich nichts dem Zufall und kam zum Trainieren in den Letzigrund.
Frauen:
200 m
Spannung ist garantiert wenn gleich zwei Olympiasiegerinnen gegen die aktuelle Weltmeisterin über die halbe Bahnrunde starten: Elaine Thompson (JAM) gewann 2016 in Rio de Janeiro über 100 und 200 m, Shaunae Miller-Uibo über 400 m. Zu ihnen gesellt sich die zweifache 200-m-Weltmeisterin: Dafne Schippers (NED). Nicht ausser Acht zu lassen sind Marie-Josée Ta Lou (CIV), die in London Silber gewann, und Kyra Jefferson (USA), welche die 200 m in diesem Jahr schon schneller als die Weltmeisterin lief. Auch die Schweizer Fans kommen auf ihre Kosten. Mujinga Kambundji, die sich in diesem Jahr an den Schweizer Meisterschaften im Letzigrund bis auf vier Hundertstel dem Schweizer Rekord näherte und 22,42 Sekunden lief, wird versuchen, sich gegen die internationalen Grössen zu behaupten.
800 m
Caster Semenya (RSA) und Francine Nyonsaba (BRI) heimsten in diesem Jahr zusammen sämtliche Diamond-League-Siege ein. Während Semenya vier Mal gewann, stand Nyonsaba zwei Mal zuoberst auf dem Podest. Semenya ist überdies die aktuelle Weltmeisterin und Olympiasiegerin. In den Kampf um die Podestplätze in Zürich kann auch die Olympia-Dritte Margaret Wambui (KEN) ein Wörtchen mitreden. In den letzten Jahren behauptete die Schweizerin Selina Büchel ihren Platz unter den weltbesten 800-m-Läuferinnen. Seit 2015 hält sie mit 1:57,95 Minuten den nationalen Rekord – eine Zeit mit der sie sich vor niemandem verstecken muss. Im März verteidigte sie ihren Hallen-Europameistertitel und bekommt nun eine weitere Chance, sich im Scheinwerferlicht zu präsentieren.
100 m Hürden
Sally Pearson gewann 2011 WM- und 2012 Olympia-Gold, hatte in den darauffolgenden Jahren aber gesundheitliche Tiefschläge zu überwinden. 2017 fand sie zu alter Frische zurück und hievte sich an den WM erneut auf den Hürdensprint-Thron. Zum Selbstläufer wird das Diamond-League-Finale für die Australierin aber nicht. Denn die Konkurrenz ist mit Vize-Weltmeisterin Dawn Harper-Nelson (USA) hochkarätig. Jasmin Stowers ist die Schnellste im Feld dieses Jahr (12,47) und will ihre Enttäuschung über das Verpassen der WM-Qualifikation – sie scheiterte im Finale der US-amerikanischen Trials – wettmachen.
3000 m Steeple
Angeführt von Emma Coburn (USA) liefen die Amerikanerinnen ihren ostafrikanischen Kolleginnen an den WM den Rang ab. Als frischgebackene Weltmeisterin sind die Augen auch in Zürich auf Coburn gerichtet. Hyvin Kyeng (KEN) holte WM-Bronze und ist auf Revanche aus. Olympiasiegerin und Weltrekordhalterin Ruth Jebet (BRN) und total acht WM-Finalistinnen werten das Rennen in Zürich auf. Die Schnellste in diesem Jahr ist Celliphine Chepteek Chespol (KEN), die schon 8:58,78 Minuten gelaufen ist. Die Schweiz darf sich momentan ob einer Steeple-Läuferin von Weltklasseformat erfreuen. Fabienne Schlumpf stellte im Juni einen Schweizer Rekord (9:21,65) auf als sie in Oslo als Dritte erstmals auf ein Diamond-League-Podest lief und sich für das grosse Saisonfinale qualifizierte.
Dreisprung
Olympiasiegerin gegen Weltmeisterin lautet in dieser Disziplin die Affiche. Jahrelang dominierte Caterine Ibarguen (COL) die Dreisprung-Szene, gewann Olympia-Gold und zweimal den Weltmeistertitel. In London drehte Yulimar Rojas (VEN) den Spiess um und sprang zu WM-Gold. Es ist auch die 22 Jahre alte Rojas, die mit 14,96 die Jahresweltbestweite hält. Ibarguen kam bisher auf 14,89. Dafür gewann Ibarguen drei von vier Diamond-League-Meetings. Mit Olga Rypakova (KAZ) ist auch die WM-Dritte gemeldet. Sieben der acht Startenden standen im WM-Final von London, die ersten vier der WM stellen sich geschlossen der Revanche.
Speerwerfen
Die Olympiasiegerin im Speerwerfen ist Sara Kolak (CRO). Bei ihrem Einsatz bei Weltklasse Zürich hat sie aber etwas gut zu machen, verpasste sie an der WM als Vierte die Medaillen doch knapp und das als Beste des Jahres (68,43 m). Stattdessen wurde bei der Siegerehrung in London Weltrekordhalterin Barbora Špotáková (CZE) als Gold-Gewinnerin ausgerufen. Nach 2007 eroberte sie den WM-Titel schon zum zweiten Mal, dazu wurde sie 2008 und 2012 Olympiasiegerin. Géraldine Ruckstuhl (STV Altbüron) pulverisierte in diesem Jahr den Schweizer Rekord und schraubte die neue Bestmarke auf 58,31 m. In Zürich darf sie sich einem Weltklasse-Feld stellen. Seit 2017 hält sie zudem den Schweizer Rekord im Siebenkampf (6357 Punkte).
Kugelstossen
Als Weltmeisterin und weltweit Beste in diesem Jahr ist Lijiao Gong (CHN) zu favorisieren. 2017 hat die Chinesin bereits 20,11 m gestossen. Ausserdem gewann sie jedes der drei Diamond-League-Meetings, zu denen sie antrat. Gefordert wird sie von den WM-Zweiten und –Dritten, Anita Martón (HUN) und Michelle Carter (USA). Carter ist die Olympiasiegerin von 2016 und neben Gong die einzige Diamond-League-Tagessiegerin in diesem Jahr.
Die Zusatzdisziplinen:
400 m Hürden
Zuzana Hejnová (CZE) ist unter den anwesenden Athletinnen die Schnellste in diesem Jahr (54,18 Sekunden) und war schon zweimal Weltmeisterin. Sara Slott Petersen (DEN), die Olympia-Zweite von 2016, wird genauso am Start sein wie insgesamt vier WM-Finalistinnen von London. Zu ihnen gehört auch Lea Sprunger, die mit Rang fünf für das beste Schweizer WM-Ergebnis in einer Einzeldisziplin verantwortlich zeichnete. Seit sie 2014 EM-Gold gewann, hat WM-Finalistin Eilidh Doyle (GBR) gute Erinnerungen an das Stadion Letzigrund und freut sich auf die Rückkehr dorthin. Die WM-Zwölfte Petra Fontanive aus Zürich feiert vor ihrem Karrieren-Ende den Abschied von der grossen Bühne und möchte einmal mehr beweisen, dass sie Sprunger zu fordern vermag.
4x100 m
Die Staffel-Läuferinnen bilden den Schlusspunkt des Meetings. Gespannt warten die Zuschauer auf den Auftritt des Schweizer Teams, das mit Rang fünf an den WM in London mit dem fünften Platz Schweizer Leichtathletik-Geschichte schrieb und den Schweizer Rekord auf 42,50 Sekunden schraubte. Vom Erfolgs-Quartett werden in Zürich Mujinga Kambundji und Sarah Atcho am Start sein. Dabei kommt es zum Härtetest mit sämtlichen vier Nationen, die in London vor den Schweizerinnen klassiert waren.