Im ausverkauften Letzigrund-Stadion kommt es morgen Freitag vor 26 000 Zuschauern in 16 Disziplinen zur grossen WM-Revanche. 4 Weltrekordhalter, 16 Weltmeister von Berlin und 14 Olympiasieger von Peking sind neben vielen weiteren Medaillengewinnern am Start.
„Die Weltklasse-Athletinnen und Athleten sind gesund und erholt. Einem grossen Leichtathletik-Abend steht morgen nichts im Weg", freut sich Meetingdirektor Patrick Magyar, der auf gutes Wetter hoffen darf. Fünf Tage nach dem Ende der Weltmeisterschaften präsentieren sich nicht nur 16 Einzel-Weltmeister (und 8 weitere Staffel-Weltmeister) im ausverkauften Letzigrund. Neben den Gold-medaillengewinnern sind auch viele Athletinnen und Athleten nach Zürich gereist, die nach den Weltmeisterschaften etwas gut zu machen haben. Das Aufeinandertreffen von Champions und Herausforderern verspricht spannende Wettkämpfe auf höchstem Niveau.
Jede Disziplin ein Highlight
Es ist die Philosophie der Veranstalter, nicht nur auf einen oder zwei klingende Namen zu setzen, sondern auf Startfelder mit einer möglichst grossen Leistungsdichte. „Dadurch ist jede Entscheidung bei Weltklasse Zürich ein Leckerbissen", sagt Patrick Magyar.
Selbstverständlich sind auch morgen die Topstars der Szene am Start. Die Weltrekordhalter Usain Bolt (100 m/JAM), Kenenisa Bekele (5000 m/ETH) und Yelena Isinbayeva (Stab/RUS) starten in ihrer Paradedisziplin, 3000-m-Steeple Weltrekordhalterin Gulnara Galkina (RUS) läuft über 1500 m.
Usain Bolt bereit für weitere Taten
Usain Bolt, der sich in Zürich seit seiner Ankunft gut von den WM-Strapazen erholt hat, tritt unter anderem gegen den früheren Weltrekordhalter Asafa Powell (JAM) an. Ob Bolt mit Jamaika auch in der Zürich Trophy, der 4x100-m-Staffel zum Abschluss des Meetings antritt, wird er erst nach dem 100-m-Lauf entscheiden. Während die Jamaikaner an grossen Meisterschaften die US-Boys als dominierende Sprint-Mannschaft abgelöst haben, gewannen die Sprinter in Zürich aus den USA die ersten beiden Austragungen des höchstdotierten Staffelrennens der Welt.
Isinbayeva auf Wiedergutmachung
Anders als bei Bolt ist die Ausgangslage bei Yelena Isinbayeva, die wie Bolt bei den Männern, zur Weltsportlerin des Jahres 2008 gekürt wurde. Nach ihrem „salto nullo" von Berlin tritt die russische Stab-Queen in der ungewohnten Rolle einer Herausforderin an. Sie will gegen die sechs Ersten der Weltmeisterschaft zeigen, wer die Chefin im Feld der Stabhochspringerinnen ist.
Noch vier Athleten im Rennen um den Golden League Jackpot
Isinbayeva gehört zu den vier Athletinnen und Athleten, die sich noch im Rennen um den Golden League Jackpot befinden. Neben der Russin können auch noch 100-m-Sprinterin Kerron Stewart (JAM), 400-m-Läuferin Sanya Richards (USA) und Langstrecken-Star Kenenisa Bekele am Jackpot von einer Million US-Dollar partizipieren. Richards strebt in Zürich nach ihrem ersten Einzeltitel an einer grossen Meisterschaft bereits den fünften Sieg im Letzigrund an.
Stewart ist in der Golden League zwar noch ungeschlagen, musste sich zuletzt aber an der WM knapp ihrer Landsfrau und Olympiasiegerin Shelly-Ann Fraser geschlagen geben. Nur wenn sie bei ihrem ersten Auftritt in Zürich gewinnt, bleibt sie im Rennen um den Jackpot. Bekele, seit dem 28. Juli 2006 in seinen Spezialdisziplinen ungeschlagen, braucht noch die Siege in Zürich und Brüssel, um sein eindrückliches Palmarès mit dem ersten Gewinn des prestigeträchtigen Golden League Jackpots zu erweitern.
Viele spannende Wettkämpfe
In sehr vielen Disziplinen ist die Ausgangslage äusserst spannend und offen. So können sich über 100 m Hürden der Frauen gleich fünf Athletinnen berechtigte Hoffnungen auf den Zürich-Sieg machen. Neben den drei Erstklassierten von Berlin mit Weltmeisterin Brigitte Foster-Hylton (JAM), Priscilla Lopes-Schliep (CAN) und Delloreen Ennis-London (JAM) gehören auch Olympiasiegerin Dawn Harper (USA) und die Vorjahressiegerin und Jahresweltbeste LoLo Jones (USA) zu den Favoritinnen. Im Hürdensprint der Männer wollen sich die an der WM um Haaresbreite geschlagenen Terrence Trammell (USA) und David Payne (USA) beim Überraschungs-Weltmeister Ryan Braithwaite (BAR) revanchieren.
Im Hochsprung kommt es zu einem weiteren Duell zwischen Weltmeisterin Blanka Vlasic (CRO) und der Saisonbesten Ariane Friedrich (GER). Die WM-Zweite Anna Chicherova (RUS) könnte erneut die Rolle der Spielverderberin einnehmen. Ein grosses Leichtathletik-Duell findet auch über 400 m der Männer seine Fortsetzung: Jeremy Wariner (USA) will sich, wie vor einem Jahr nach Peking, für die deutliche WM-Niederlage gegen LaShawn Merritt (USA) revanchieren. Mit Kerron Clement (USA) und Angelo Taylor (USA) sind auch der Weltmeister und Olympiasieger über die Langhürden über die flache Stadionrunde am Start.
Die Mittel- und Langstrecken haben in den letzten beiden Jahren in Zürich unter den Anreisebedingungen von den Weltmeisterschaften und Olympischen Spiele aus Asien gelitten. „Dieses Jahr ist das ganz anders", findet Athletenverpflichterin Bettina Borner. „Die Athleten befinden sich in Topform und haben von uns verlangt, dass wir möglichst schnelle Rennen organisieren." Über 800 m kommt es Weltmeister Mbulaeni Mulaudzi (RSA) mit fünf WM-Finalisten zu tun, die alle in diesem Jahr bereits schneller gelaufen sind als er selber. 1500-m-Weltmeister Yusuf Saad Kamel (BRN) trifft mit dem Jahresbesten Augustine Kiprono Choge (KEN) und Olympiasieger Asbel Kiprop (KEN) auf zwei ganz starke Herausforderer. Bei den Frauen strebt die in der Schweiz lebende Weltmeisterin Maryam Jamal ihren dritten „Heimsieg" in Zürich an. Die besten kenianischen Steeple-Spezialisten, mit Weltmeister Ezekiel Kemboi, Olympiasieger Brimin Kipruto und Vorjahressieger Paul Kipsiele Koech treten gegen den französischen Europarekordhalter und WM-Dritten Bouabdellah Tahri an. Tahri, der in Berlin seinen Europarekord auf 8:01,18 gesenkt hat, könnte als erster Europäer die magische 8-Minuten-Marke durchbrechen. Und das 14 Jahre nachdem Moses Kiptanui dies in Zürich als erster Mensch überhaupt geschafft hat.
Die Staffel, Heinz Frei und Edith Hunkeler als Schweizer Höhepunkte
Schweizer Teilnehmer im Hauptfeld sind Stabhochsprung Schweizer Rekordhalterin Nicole Büchler sowie die 4x100-m-Staffel der Männer. Wegen einer Meniskusverletzung musste Speerwerfer Stefan Müller forfait erklären. Saisonentdeckung Lisa Urech (100 m Hürden) wird das Schweizer U23-Team bei der Nations' Challenge, dem Ländervergleich im Vorprogramm von Weltklasse Zürich, anführen. Marco Cribari, 21. an der WM über 200 m, wird im Team des Kantons Zürich die halbe Bahnrunde bestreiten. Ein besonderer Höhepunkt wird kurz nach 22 Uhr stattfinden, wenn Rollstuhlfahrer Heinz Frei zu seinem letzten Bahnrennen antreten wird. Der charismatische Champion und 14-fache Paralympic-Sieger wird dabei über 3000 m nicht nur gegen einige der besten Männer der Welt antreten, sondern auch gegen ein starkes Frauenfeld, welches in einem Handicap-Rennen 2600 m zurücklegen wird. Mit dabei natürlich Edith Hunkeler, die so zu ihrem ersten Auftritt bei Weltklasse Zürich kommt.