Einen Monat nach den Olympischen Spielen treffen die Heldinnen und Helden von Tokio im legendären Stadion Letzigrund erneut aufeinander. Nicht weniger als 25 Finalkrönungen der Wanda Diamond League – im Durchschnitt eine alle sieben Minuten – figurieren im wohl dichtesten Programm aller Zeiten, gespickt mit 23 Olympiasiegern, 19 Weltmeistern und 8 Weltrekordhaltern. Mittendrin im Hauptprogramm: 11 Schweizer «Diamanten», die sich so teuer wie möglich verkaufen wollen.
17:50 / 20:15 Uhr: Stab Frauen / Männer
Überflieger «Mondo» Duplantis greift nach den Sternen
Wenn einer die Bezeichnung «Überflieger» verdient, dann ist es Weltrekordspringer (6,18 m) Armand «Mondo» Duplantis (21). Der in den USA geborene Schwede besiegte die Konkurrenz 2021 unter anderem bei Olympia in Tokio und an vier Meetings der Diamond League. Wie in Tokio übertraf er auch letzte Woche in Brüssel als Einziger die 6-m-Marke. Der Olympiazweite Christopher Nilsen (USA, 23) und dessen Landsmann Sam Kendricks notierten 2021 je einen Diamond-League-Sieg. Für Kendricks, der am Dienstag seinen 29. Geburtstag feierte, findet Olympia im Letzigrund statt: Während den Spielen von Tokio befand er sich in Quarantäne.
18:20 Uhr: Diskus Frauen / Männer
Sandra Perković strebt siebte Diamond Trophy an
Damit würde die 31-jährige Kroatin mit den bisherigen Rekordinhabern Renaud Lavillenie (FRA, Stab) und Christian Taylor (USA, Drei) gleichziehen. Dieses Duo hat bisher je sieben Mal den Diamanten gewonnen. Sandra Perković hat aber noch eine Rechnung offen: Die Olympiasiegerin von 2012 und 2016 sowie zweifache Weltmeisterin musste sich kürzlich bei Olympia mit Platz 4 begnügen. Valarie Allman (26) aus den USA, die Goldgewinnerin, und Yaimé Pérez (30) aus Kuba mit Bronze standen Perković vor der Sonne. Sie müssen am Donnerstag mit der Revanche der überragenden Kroatin rechnen.
18:40 Uhr: Drei Frauen / Männer
Yulimar Rojas immer noch in Bestform
An den Olympischen Spielen in Tokio verbesserte sie mit dem letzten Sprung den Weltrekord auf 15,67 m und gewann nach Olympiasilber 2016 diesmal Gold. Vor zwei Wochen in Lausanne war sie ebenfalls nicht zu schlagen: Yulimar Rojas, die 25-jährige Venezolanerin, ihres Zeichens auch zweimalige Weltmeisterin, ist immer noch in Bestform. Am gefährlichsten könnte ihr die Olympiazweite werden, die Portugiesin Patricia Mamona (32), die in Tokio mit Landesrekord erstmals die 15-m-Marke übertraf. Auf Wiedergutmachung sinnt Shanieka Ricketts (JAM), die Olympiavierte und Titelverteidigerin in der Diamond-League-Gesamtwertung.
19:04 / 19:15 Uhr: 400 m Frauen / Männer
Ricky Petrucciani im Sog der Olympiafinalisten
25 Jahre alt ist der Schweizer Rekord über eine Bahnrunde, aufgestellt von Mathias Rusterholz mit 44,99. Es wäre an der Zeit, diese Marke zu verbessern. Der für den veranstaltenden LC Zürich startende Ricky Petrucciani (21) war bei seinem diesjährigen Triumph an den U23-Europameisterschaften in Tallinn (EST) mit einer Zeit von 45,02 sehr nahe dran. Am Donnerstagabend könnte die internationale Konkurrenz, angeführt vom Olympiadritten Kirani James (29) aus Grenada, dem Tessiner aus dem Onsernonetal dazu verhelfen. Mit Michael Cherry (26, USA), Isaac Makwala (34) aus Botswana und dem Niederländer Liemarvin Bonevacia (32) sind drei weitere Olympiafinalisten aus Tokio am Start.
19:26 / 20:46 Uhr: 3000 m Steeple Frauen / Männer
Gesa Krause fordert die vier Olympiabesten
Im Letzigrund-Stadion fühlt sich die Deutsche besonders wohl – und das möchte sie zeigen. Die zweifache deutsche Europameisterin Gesa Felicitas Krause (29), die vor zwei Jahren in Zürich Landesrekord lief und zweimal WM-Bronze gewann, belegte an den Olympischen Spielen in Tokio «nur» den 5. Rang. Peruth Chemutai (22), die erste ugandische Olympiasiegerin, Courtney Frerichs (28, USA) mit Silber, Hyvin Kiyeng (29, KEN) mit Bronze und die blutjunge Mekides Abebe (20, ETH) als Vierte durchkreuzten in Tokio das Ziel der aus Dillenburg stammenden Krause. Jetzt ist Revanche gegen dieses in Zürich startende Quartett angesagt. Gesa Krause betrachtet Weltklasse Zürich als «Heimrennen».
19:46 / 19:58 Uhr: 100 m Hürden / 110 m Hürden
Alle jagen Gold-Gewinner Hansle Parchment
Der Jamaikaner Hansle Parchment (31) setzte sich nach den Spielen von Tokio zunächst mit starken 13,03 in Paris durch – vor dem Olympiavierten Devon Allen (26, USA) und Olympia-Bronzegewinner Ronald Levy (28, JAM). Aber die Konkurrenz rückt näher, darunter auch der hoffnungsvolle, erst 22 Jahre alte Baselbieter Jason Joseph, der in der Jahres-Weltrangliste inzwischen auf Platz 10 steht. Joseph bekommt im Heimstadion seinen eigenen Olympiafinal serviert, nachdem er den Endlauf von Tokio verpasst hat. Selbst der studierte Psychologe Parchment muss sich sputen, um den Schweizer in Schach zu halten.
20:06 / 20:17 Uhr: 1500 m Frauen / Männer
Duell der Giganten auf der Mittelstrecke
Allein ihr Palmarès: Die 28-jährige Sifan Hassan, 2008 als Flüchtling aus Äthiopien in die Niederlande gekommen, gewann an den Olympischen Spielen in Tokio als erste Frau Medaillen über 10‘000 m, 5000 m und 1500 m – zweimal Gold und einmal Bronze (1500 m). Die 1500-m-Siegerin in Tokio hiess Faith Kipyegon (27), womit die Kenianerin mit dem zweiten 1500-m-Olympiagold nachdoppelte. Die beiden Topstars wechseln sich laufend ab, an Titelkämpfen wie an Meetings. An den WM 2017 gewann Kipyegon, an den WM 2019 in Doha wurde sie Zweite über 1500 m – hinter Hassan. Letzte Woche notierte Hassan in Brüssel Jahres-Weltbestzeit über 1 Meile. Ein Topduell gibt es über 1500 m auch bei den Männern: Olympiasieger Jakob Ingebrigtsen (20, NOR) gegen den Olympiazweiten Timothy Cheruiyot (25, KEN).
20:22 Uhr: Speer Frauen / Männer
Johannes Vetter hofft auf den neuen Conica-Belag
Johannes Vetter (28) ist der weltbeste Speerwerfer der letzten zwei Jahre. 2020 schob er sich mit 97,76 m auf Platz 2 der ewigen Bestenliste. Der seit 2014 im süddeutschen Offenburg lebende Athlet (wo er gewähltes Mitglied des Gemeinderats ist) siegte auch 2021 zweimal in der Diamond League, zuletzt in Lausanne. Doch bei Olympia in Tokio musste er sich mit dem 9. Rang begnügen: Der Anlauf im Olympiastadion behagte ihm nicht. Der neue Belag im Letzigrund dürfte ihm im Kampf gegen den tschechischen Olympiazweiten Jakub Vadlejch (30) und weitere Olympiafinalisten entgegenkommen.
20:25 Uhr: Hoch Männer
Gianmarco Tamberi will den Diamanten
Drei der heutigen Konkurrenten sind in diesem Jahr schon über 2,37 m gesprungen, einer im wichtigsten Augenblick: Gianmarco Tamberi (29), der exzentrische Italiener, der von seinem Vater Marco trainiert wird, schwang bei den Olympischen Spielen in Tokio auch dank der Fehlversuchsregel obenaus. Für den Weissrussen Maksim Nedasekau (23) gabs mit der gleichen Höhe Bronze. Der Russe Ilya Ivanyuk (28) sprang die 2,37 im Mai in Polen. Tamberi, früher mit dem Markenzeichen der halbseitigen Gesichtsrasur aufgetreten, möchte seine erfolgreiche Olympiasaison mit dem Diamanten krönen, nachdem er bei Olympia 2016 in Rio einen Achillessehnenriss erlitten hatte.
20:29 / 20:38 Uhr: 100 m Frauen / Männer
Zwei Schweizerinnen gegen die schnellste Frau der Welt
Elaine Thompson-Herah (29) wandelt auf den Spuren ihres berühmten jamaikanischen Landsmanns Usain Bolt. In Tokio gewann sie ihre Olympia-Goldmedaillen Nummer 3, 4 und 5. Später wurde sie mit der zweitbesten Leistung aller Zeiten in 10,54 gestoppt. Gegen diese Topsprinterin dürfen die besten Schweizerinnen antreten. Die Tessinerin Ajla Del Ponte (25) als Fünfte und die Bernerin Mujinga Kambundji (29) als Sechste standen ebenfalls im prestigeträchtigen Final von Tokio. Beide Schweizerinnen laufen regelmässig unter 11 Sekunden. Nicht weniger als fünf Olympiafinalistinnen sind hier am Start.
21:03 / 21:13 Uhr: 800 m Frauen / Männer
Emmanuel Korir trifft auf Landsmann Ferguson Rotich
Im Läuferparadies wird er schon als «Pride of Kenya», als «Stolz Kenias» bezeichnet. Doch Korir hat einen hartnäckigen Gegner. Emmanuel Kipkurui Korir (26) vor Ferguson Cheruiyot Rotich (31): So lautete der Einlauf bei Olympia in Tokio, der über Gold und Silber entschied. Das Duell der beiden stärksten Kenianer im 2-Runden-Rennen setzt sich in Zürich fort. Es geht auch um die «Nachfolge» des grossen David Rudisha, der immer noch den Weltrekord hält. Korir besuchte in Iten die gleiche Schule wie Rudisha. Rotich änderte seinen Vornamen zu Ehren der Trainerlegende von Manchester United, Sir Alex Ferguson. Aufgepasst: Kürzlich in Lausanne liess der Kanadier Marco Arop (22) beide Kenia-Stars hinter sich.
21:25 / 21:35 Uhr: 400 m Hürden Frauen / Männer
Ehrenrunde für Lea Sprunger und Karsten Warholm
Die Westschweizerin Lea Sprunger feiert mit 31 Jahren ihren Abschied von der grossen Bühne. Nach einer erfolgreichen Karriere als Sprinterin holte sie 2018 in Berlin EM-Gold über 400 m Hürden. Mit dabei in diesem Rennen ist auch Sprungers holländische Trainingskollegin Femke Bol (21), die Olympiadritte von Tokio. Gold gewann dort der Favorit im Männerlauf, der Norweger Karsten Warholm (25), und zwar in Weltrekordzeit! Heissester Gegner des zweifachen Weltmeisters ist der Olympiadritte Alison Dos Santos (21, BRA), der letzte Woche in Brüssel triumphierte.
21:44 / 21:52 Uhr: 200 m Frauen / Männer
Mujinga Kambundji und André De Grasse «doppeln»
Der Schweizer Liebling aus Bern und der Olympiasieger aus Kanada stehen im Mittelpunkt der 200-m-Rennen. Mujinga Kambundji (29), dreifache Olympiafinalistin in Tokio und 200-m-WM-Dritte 2019, trug die Schweizer Fahne ins Olympiastadion. In Eugene (USA) errang sie dieses Jahr ihren ersten Diamond-League-Sieg. Ihre Konkurrenz wird von der Olympiazweiten Christine Momba (NAM) und der zweifachen Finalistin Marie-Josée Ta Lou (32) von der Elfenbeinküste angeführt. Wie Kambundji, Ta Lou und 200-m-Weltmeisterin Dina Asher Smith (GBR) startet André De Grasse (26) sowohl über 100 m als auch über 200 m. Der zuverlässige Medaillensammler brachte 25 Jahre nach Donovan Bailey erstmals wieder olympisches Sprintgold nach Kanada. Neben seinem Sieg über 200 m gewann er Bronze im 100-m-Lauf. Der 200-m-Olympiazweite Kenneth Bednarek (22, USA) könnte ihn im Letzigrund bedrängen.