1 Million Kilometer innert 48 Stunden: Der OneMillionRun markiert für die Schweiz einen Meilenstein auf dem Weg aus dem Stillstand. Wer am 30. und 31. Mai mitläuft, wird nicht nur Teil eines einzigartigen Sport-Grossevents, sondern tut gleichzeitig etwas Gutes für die Generation von morgen. Denn das Geld, das dabei zusammenkommt, fliesst direkt den einheimischen Sporthoffnungen zu. Eine von ihnen ist die 19-jährige Bernerin Delia Sclabas, im vergangenen Jahr Gold- und Silbermedaillen-Gewinnerin an den Junioren-Europameisterschaften über 1500 respektive 800 Meter.
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Delia, du giltst als sportliches Multitalent mit grossem Bewegungsdrang. Inwiefern hat dich der nationale Stillstand ausgebremst?
Ehrlich gesagt, fühlte ich mich nicht allzu sehr eingeschränkt. Im Gegensatz zu anderen Ländern waren wir in der Schweiz in der privilegierten Lage, uns draussen bewegen zu dürfen. Laufen und Radfahren waren zum Glück erlaubt. Einzig auf die härteren Bahntrainings und die regenerativen Schwimmtrainings musste ich verzichten, weil Sportanlagen als Hallenbäder geschlossen blieben. Doch andere Sportler litten viel mehr unter der Situation als ich.
Welche Dinge hast du während des Lockdowns am meisten vermisst?
Anders als die Mannschaftsportlerinnen bin ich als Mittelstreckenläuferin fürs Training nicht unbedingt auf andere Teammitglieder angewiesen. Allerdings fehlten mir die Vereinstrainings schon sehr, vor allem wegen des sozialen Austauschs. Normalerweise trainiere ich mittwochs/samstags in Bern mit der Mittelstrecken-Gruppe und montags/donnerstags mit den Sprintern. Nun aber absolvierte ich meine Dauerläufe häufig allein oder mit einem Mindestabstand von zwei Metern zur Begleitperson. Keinen Körperkontakt zu haben, war für mich insofern gewöhnungsbedürftig, als wir uns normalerweise nach dem Training abklatschen.
Kannst du dem Stillstand auch Positives abgewinnen?
Da die Uni-Vorlesungen online via Podcast stattfanden und die Praktika zu Hause erledigt werden konnten, war ich viel öfters daheim als sonst. Auch habe ich es sehr geschätzt, meinen Alltag selbst einteilen zu können. Zum Beispiel morgens noch eine Runde im Wald zu drehen und nachher wieder fürs Biologie-Studium zu büffeln.
Ende März hast du, mitten in der Corona-Zeit, den Nachwuchspreis 2020 der Stiftung Schweizer Sporthilfe gewonnen, die wichtigste Auszeichnung im Schweizer Nachwuchssport. Was hast du mit dem Preisgeld von 12’000 Franken gemacht?
Eigentlich wollte ich das Geld in ein Trainingslager oder in neues Velomaterial investieren. Doch dazu kam ich noch nicht. Wie bei den Wettkämpfen gilt allerdings auch hier: Aufgeschoben ist sicher nicht aufgehoben.
Was macht für dich die Unterstützung der Sporthilfe aus?
Die Sporthilfe gehört neben meiner Familie, meinen engsten Kollegen, dem Verein und dem Verband zu meinen wichtigsten Supportern. Nicht nur finanziell, sondern auch ideell. Ich spüre eine grosse Wertschätzung gegenüber mir und meiner Leistung. Und da bin ich bei weitem nicht die Einzige: Es ist echt cool, zu sehen, wie viele Athletinnen und Athleten aus ganz verschiedenen Sportarten von der Sporthilfe profitieren und wie sich die Gönner persönlich für uns interessieren.
Der OneMillionRun kommt nicht zuletzt dem Schweizer Nachwuchssport zugute. Aus welchem Grund sollte man noch teilnehmen?
Mir gefällt die Idee, gemeinsam eine Million Kilometer zu laufen, egal ob Hobby- oder Spitzensportler. Der OneMillionRun schliesst alle mit ein. Man kann allein oder als Team mitmachen; man kann einen oder zehn Kilometer laufen; man kann sich jetzt kostenlos anmelden oder auch noch kurzfristig Ende Mai. Eigentlich gibt es keinen Grund, nicht beim OneMillionRun mitzulaufen. Ich für meinen Teil werde jedenfalls versuchen, möglichst viele Kolleginnen zur Teilnahme zu bewegen und meinen Beitrag in Form von Kilometern zu leisten.
Fehlt dir hier als Junioren-Europameisterin nicht der Wettkampfgedanke?
Beim OneMillionRun geht es gerade nicht darum, wer der Schnellste oder Ausdauerndste ist. Im Vordergrund stehen der Spass, das gemeinsame Erlebnis und die gute Sache. Und sollte mich das Wettkampffieber trotzdem packen, könnte ich immer noch einen Kilometer «Vollgas» geben, statt zehn Kilometer gemächlich zu joggen. (lacht)
Als Läuferin bist du Einzelsportlerin. Welche Bedeutung hat für dich das gemeinsame Sporttreiben mit deinen Kollegen?
Eine sehr grosse. Im Training fordern und pushen wir einander, im Wettkampf sind geteilte Erfolge noch schöner. Ich mag diesen speziellen Spirit, der beispielsweise an einer Team-EM entsteht, wenn sich alle gegenseitig unterstützen. Jeder läuft für sich, aber mit Blick aufs Gesamtergebnis auch für die anderen. In Erinnerung bleibt mir auch der Schweizer Meistertitel über 3 mal 1000 Meter vor zwei Jahren (in Anwesenheit des damaligen Bundespräsidenten Alain Berset – die Red.). Zusammen mit Laura Giudice und Sina Sprecher konnten wir als Team einen Landesrekord feiern. Insofern ist auch der OneMillionRun eine Art Staffellauf – bloss in einer ganz anderen Dimension.
Und so funktioniert OneMillionRun:
Alle können sich – ob einzeln oder als Team – auf der Website anmelden. Am 30./31. Mai werden so viele Kilometer zurückgelegt, wie man kann respektive will. Dabei sind die aktuell geltenden Vorgaben der Bundesämter für Gesundheit (BAG) und Sport (Baspo) zwingend einzuhalten. Das heisst: Alle Teilnehmer erfassen ihre zurückgelegte Strecke individuell über eine mobile App, ihr eigenes Tracking-Tool oder manuell, bleiben aber virtuell miteinander verbunden. Dieses digitale Set-up erlaubt einerseits die Durchführung eines dezentralen Massensport-Events in Zeiten, da Grossveranstaltungen verboten sind. Auf der anderen Seite erzeugt es ein einmaliges Wir-Gefühl, das noch lange nachwirken dürfte.