Weltklasse Zürich hat die vergangenen zwölf Monate dazu genutzt, die durch die Pandemie entstandenen Lücken mit neuen, inspirierenden Inhalten zu füllen. In diesem Frühjahr stehen wir erneut vor grossen Hürden bezüglich des geplanten Finals der Wanda Diamond League am 8./9. September. Doch wir wären nicht Weltklasse Zürich, wenn wir die Herausforderungen nicht proaktiv angingen und gerade in solch ungewissen Zeiten die Weichen für die Zukunft stellten. Im Gespräch mit dem Medienverantwortlichen Andreas Cueni beantworten die beiden Co-Meeting Directors Andreas Hediger und Christoph Joho die brennendsten Fragen rund um Weltklasse Zürich 2021.
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Es sind anspruchsvolle, aber auch spannende Zeiten, in denen wir uns gegenwärtig befinden. Zum einen hat die Covid-19-Pandemie unseren Alltag nach über einem Jahr weiterhin fest im Griff. Zum anderen wartet auf die Leichtathletik- und Sportfans ein Leuchtturmevent, den es auf dieser Stufe so noch nicht gegeben hat. So wird der Final der Wanda Diamond League zum ersten Mal komplett in Zürich stattfinden und den Abschluss der Olympiasaison bilden. 32 Disziplinen an zwei Tagen und zwei Standorten auf dem idyllischen Sechseläutenplatz und im legendären Stadion Letzigrund mit dem besten Publikum der Welt, der einzigartigen Stimmung und emotionalen Bildern, die um den ganzen Globus gehen. Wenn das keine Perspektiven sind!
Flexibilität, gepaart mit Gelassenheit
So weit die Wunschvorstellung. In der Realität müssen wir mit «ganz vielen Szenarien» arbeiten, betont Christoph Joho, angesprochen auf die aktuellen Rahmenbedingungen, mit denen Grossveranstaltungen im In- und Ausland umzugehen haben. Zwar hoffe man auf eine Normalisierung der Lage bis im September, aber noch gebe es verschiedene offene Fragen: Wie viele Gäste werden im Stadion zugelassen sein? Wie sehen die Schutzmassnahmen aus? Solange sich hier keine Tendenz abzeichnet, können leider noch keine verbindlichen Aussagen zum Ticketverkaufsstart gemacht werden.
Dazu Christoph Joho: «Bis Juni müssen wir sicher noch zuwarten und schauen, in welche Richtung es gehen wird, dabei stehen wir in einem sehr engen Austausch mit den Behörden, aber auch mit Organisationen wie der Diamond League, Sponsoring Schweiz, den Swiss Top Events und anderen Grossveranstaltern der Schweiz.» Die derzeitigen Unsicherheiten würden eine sehr hohe Flexibilität des ganzen Teams erfordern, gepaart mit einer gewissen Gelassenheit. Das ist neu für alle: «In der Vergangenheit befolgten wir einfach einen Plan und konnten nicht früh genug dran sein – da waren wir manchmal fast überorganisiert», räumt Joho ein, «nun müssen wir den umgekehrten Weg beschreiten und alles so spät und so flexibel tätigen wie möglich.»
Diamond League nicht in Gefahr
Ähnliches gilt für die Diamond League respektive die «Road to Zurich». Die höchste und prestigeträchtigste Leichtathletik-Serie umfasst heuer 14 Meetings auf vier Kontinenten, wobei Zürich 2021 – und 2022 – erstmals alleiniger Finalgastgeber ist. «Zurzeit planen alle Veranstalter, ihr Meeting durchzuführen, doch das kann alle ein bis zwei Wochen ändern», gibt Christoph Joho einen Einblick in die Herausforderungen auf globaler Ebene. Selbst die eine oder andere Absage müsse man in Kauf nehmen, ohne dass deswegen die Gesamtserie gefährdet wäre. «Ich bin positiv, dass wir einen schönen Final durchführen können und sich die Athleten auf eine faire Art und Weise dafür qualifizieren können.»
Szenario A, B und C für den Sechseläutenplatz
Das «Szenario A» für den zweitägigen Final in Zürich sieht folgendermassen aus: Am Mittwoch, 8. September, wird den Finalistinnen und Finalisten der längste «rote Teppich» ausgerollt, den sie in der Limmatstadt je betreten haben. 560 Meter misst die Laufbahn unseres Partners Conica, die rund um das Opernhaus und quer über den Sechseläutenplatz führt – eine Weltpremiere und eine mehr als würdige Bühne für die 5000-m-Finalläufe der Männer und Frauen. Der Hochsprungwettkampf der Frauen sowie der Weitsprung und das Kugelstossen beider Geschlechter werden auf drei weiteren Plattformen inszeniert, gesäumt von einer Sitzplatztribüne und mehreren Stehplatzmöglichkeiten, sofern es die behördlichen Auflagen zulassen.
«Mit den sieben Finaldisziplinen im Herzen von Zürich gehen wir hinaus zur Bevölkerung und wollen auch diejenigen erreichen, die vielleicht nicht ins Stadion kommen», sagt Andreas Hediger, verantwortlich für den technischen Teil. Ziel des erstmaligen Set-ups direkt am Zürichsee sei es, die Stars so nah wie möglich – gewissermassen «hautnah» – erleben zu können. Geht das nicht, besteht ein Szenario B (nur Sitzplätze) oder C (gar keine Zuschauer). Zumindest letzteres ergäbe gemäss Hediger keinen Sinn. «Wir gehen ja gerade für die Zuschauer auf den Sechseläutenplatz.» In diesem Fall müsse ein alternatives Szenario für die sieben Disziplinen zum Tragen kommen.
Zwei Finals im Stadion Letzigrund
Zurück zum Wunschszenario (A): Am Donnerstagabend, 9. September, fallen im Stadion Letzigrund nicht weniger als 25 Finalentscheidungen. Von den 100 m bis zu den 3000 m Steeple, vom Stabhoch- bis zum Dreisprung, vom Speer- bis zum Diskuswurf sind zum ersten Mal alle Disziplinen im Programm. Mit dem Leichtathletik-Spektakel, das während dreier Stunden im Live-TV zu sehen sein wird, bieten wir dem Publikum eine noch nie dagewesene Dichte an internationalen und nationalen Stars. Oder wie es Andreas Hediger formuliert: «Da kann man wirklich von ‚Olympischen Spielen an einem Abend‘ sprechen.»
Mit dem Abschluss der Diamond League ist die Weltklasse Zürich-Woche freilich noch nicht zu Ende. Am Samstag, 11. September, beherbergt der Letzigrund einen weiteren Final: den Schweizer Final des UBS Kids Cups. Inspiriert von ihren grossen Vorbildern, messen sich zwei Tage nach den Olympiasiegern und Weltmeisterin traditionell die talentiertesten 7- bis 15-Jährigen des ganzen Landes in den drei Basisbewegungsformen «Laufen, Springen und Werfen».
Wichtige Rolle über die Leichtathletik hinaus
Beim UBS Kids Cup, dem grössten Nachwuchsprojekt im Schweizer Sport, zeigt sich die DNA von Weltklasse Zürich exemplarisch: «Wir wollen inspirieren, Alternativen aufzeigen und neue Ideen entwickeln», umschreibt Christoph Joho die Rolle von Weltklasse Zürich im Dialog mit Partnern, Fans und Familien. Ein Beispiel: Nachdem die Wintersaison der beliebten Wettkampfserie den Coronamassnahmen zum Opfer gefallen war, überlegten wir uns, wie wir die Kids auch im Lockdown zu Spiel, Sport und Bewegung animieren könnten. So wurden im Februar unzählige Familien mit kostenlosen «Activity-Boxen» und Übungen versorgt, digital angeleitet von den Schweizer Leichtathletik-Aushängeschildern.
Fortsetzung der «Inspiration Series»
«Irgendwie ist es nicht weltklassig, wenn man den Kopf in den Sand steckt», findet Joho und spricht damit das Mindset von Weltklasse Zürich an. Inspirieren statt resignieren lautet das Credo der vor einem Jahr geborenen «Inspiration Series». Zusammen mit unseren Partnern bewegten wir an Pfingsten fast 100 000 Schweizerinnen und Schweizer im Rahmen des OneMillionRun. Mit den Inspiration Games in sieben Stadien und sechs Ländern gaben wir im Sommer 2020 den Startschuss zur globalen Leichtathletik-Saison und machten vor, was auch unter erschwerten Bedingungen möglich sein kann. «Diesen Schwung haben wir mitgenommen: Vielleicht wird dieses Jahr nochmals ein schwieriges Jahr, aber wir müssen jetzt investieren, um 2022, 2023, 2024 bereit zu sein», so Christoph Joho, der auf ein hochmotiviertes Team zählen kann.
Pilotprojekte an der Basis
Die «Inspiration Series» begleitet und prägt nicht zuletzt die tägliche Arbeit an der Basis, namentlich im Athleten- und Coachingbereich. Die vor Kurzem ins Leben gerufene Innovationszelle am OYM in Cham zum Beispiel ermöglicht es Topathleten des LC Zürich, unter modernsten Bedingungen und auf dem neuesten Stand der Wissenschaft zu trainieren. Auf Trainerseite wiederum sind Initiativen im Gang, die wieder mehr Weltklasse-Coachs in der Schweiz hervorbringen sollen. «Wir sind daran, uns für die Zukunft breit aufzustellen und haben noch das eine oder andere Projekt in petto», verspricht Andreas Hediger. Weltklasse Zürich versucht, stets einen Schritt voraus zu sein. Auf und abseits der «Road to Zurich».