In den 16 ersten Finaldisziplinen gab es nicht weniger als zehn erfolgreiche Titelverteidiger vom Vorjahr. Von den Europameistern 2018 aus Berlin konnten nur die russische Hochspringerin Mariya Lasitskene und die griechische Stabspringerin Ekaterina Stefanidi reüssieren.
Zu den sportlichen Highlights gehörten der 91m-Speerwurf des Deutschen Andreas Hofmann, die 200m-Demonstration des jungen Amerikaners Noah Lyles sowie die Duelle Obiri gegen Hassan über 5000 m der Frauen und der Steeple-Einlauf mit dem Erfolg des „einfüssigen“ Conseslus Kipruto.
Schweizer Sprinterinnen auf dem Podest
Für den einzigen Schweizer Podestplatz an diesem Weltklasse-Abend sorgte das Quartett der Sprinterinnen, die an den EM in Berlin den 4. Rang belegt hatten. Ajla del Ponte, Sarah Atcho, Mujinga Kambundji und Salomé Kora wurden in 42,49 gestoppt, nur zwei Zehntel über ihrem Landesrekord. Schneller waren nur die Britinnen mit der unwiderstehlichen Europameisterin Dina Asher-Smith, die auf den letzten Metern noch an der bis dahin führenden Kora vorbeiflog. Die Schweizer Schlussläuferin kam dabei ins Trudeln, rettete jedoch den 2. Rang noch vor Deutschland (42,69). Die Siegerzeit der britischen Europameisterinnen betrug 42,28.
Kambundjis vierter vierter Rang
Murielle Ahouré von der Elfenbeinküste schlug im 100m-Sprint der Frauen die Favoritinnen Dina Asher-Smith (11,08), die Europameisterin, und Marie-José Ta Lou von der Elfenbeinküste (11,10). Gute 11,01 betrug die Siegerzeit bei 0,5 m/sec Gegenwind. Für die dreifache EM-Vierte, die Schweizerin Mujinga Kambundji, gabs in guten 11,14 den vierten Rang in Folge! Dieser vierte Platz sei ihr „favorisiertes Resultat in dieser Saison“, sagte Kambundji, lachte, und fügte an: „Nein, ernsthaft, dieser heutige vierte Rang ist grossartig für mich.“ Immerhin hielt sie dabei den niederländischen Superstar Dafne Schippers in Schach.
Packender Steeple-Finish mit lädiertem Sieger
Im 3000m-Steeple-Rennen der Männer gab es einen packenden Zieleinlauf, der das Letzigrund-Stadion erzittern liess. Um 4/100 ging der Triumph in einem grossen Duell schliesslich an Olympiasieger und Weltmeister Conseslus Kipruto – mit nur einem Schuh. Der Kenianer hatte unterwegs einen Schuh verloren, konnte aber trotzdem den Marokkaner Soufiane El Bakkali hauchdünn in Schach halten. „Ich habe Schmerzen“, sagte Kipruto im Ziel, „ich bin verletzt, weil ich einen Schuh verlor. Aber das motivierte mich sogar noch mehr zu kämpfen.“ US-Star Evan Jager wurde Dritter.
Souveräner Jungstar Noah Lyles über 200 m
Der erst 21 Jahre alte Titelverteidiger und Jahresweltbeste Noah Lyles (USA) liess im 200m-Rennen nichts anbrennen. Er siegte bei leichtem Gegenwind in 19,67, nur zwei Hundertstel über seiner Jahresweltbestzeit. Dagegen kam auch der Türke Ramil Gulijev nicht an, der an den EM hoch überlegenen gewonnen hatte. Immerhin lief auch er noch knapp unter 20 Sekunden. Dieses Ziel verpasste hingegen der Schweizer EM-Bronzegewinner Alex Wilson. Im Weltklassefeld reichte es ihm in 20,40 „nur“ zum 6. Rang.
Weltmeisterin Obiri gewann das grosse Duell
Weltmeisterin Hellen Obiri aus Kenia lag im Ziel knapp vorne – und gewann damit das mit Spannung erwartete 5000m-Duell gegen die niederländische Europameisterin Sifan Hassan. 14:38,39 lautete die Siegerzeit, Hassan lag knapp vier Zehntel zurück. Obiri wurde damit auch ihrem Renommée als Jahres-Weltbeste gerecht. Die Äthiopierin Senbere Teferi entschied das Rennen der Verfolgerinnen zu ihren Gunsten.
Manyonga im letzten Sprung
Das hatte Südafrikas Weitflieger Luvo Manyonga nicht erwartet: Vor dem letzten Versuch des Weitsprung-Wettbewerbs lag er nur auf dem 2. Platz hinter seinem Landsmann Ruswahl Samaai (8,32). Doch dann packte Weltmeister Manyonga seine Klasse aus, segelte 8,36 m weit in die Grube und hatte damit seinen Titel als Diamond-League-Champion verteidigt.
Warholm fand seinen Bezwinger
Welt- und Europameister Karsten Warholm aus Norwegen fand im 400-m-Hürdenlauf wieder einmal einen seltenen Bezwinger. Kyron McMaster von den Britischen Jungfrauen-Inseln schlug den Europäer um winzige 2/100 – Siegerzeit 48,08. Yasmani Copello (TUR), der in Berlin EM-Silber gewonnen hatte, wurde mit deutlichem Abstand Dritter.
Hofmann mit 91m-Speerwurf
Diesmal drehte der EM-Zweite Andreas Hofmann den Spiess sprichwörtlich um. Er schleuderte den Speer auf ungeheure 91,44 m und liess damit den Olympiasieger und Europameister Thomas Röhler (85,76) hinter sich. Zwischen die beiden deutschen Superwerfer schob sich der Este Magnus Kirt (87,57), der in Berlin EM-Bronze gewonnen hatte.
Lea Sprunger diesmal chancenlos
Von einem ungeheuer starken Feld im 400m-Hürdenlauf der Frauen erdrückt wurde die Westschweizer Europameisterin Lea Sprunger. Sie lag bald einmal leicht zurück, bekundete danach Rhythmusprobleme und kam vor den letzten Hürden ins Trippeln. So reichte es in 55,36 nur zum 6. Rang. In Berlin war sie mit 54,33 gestoppt worden. Olympiasiegerin Dalilah Muhammad (USA) gewann das Rennen in 53,88 vor ihrer Landsfrau Shamier Little (54,38).
Semenya mit Top-Lauf von der Spitze aus
Olympiasiegerin Caster Semenya aus Südafrika liess im 800-m-Lauf der Frauen vom ersten Meter an keine Zweifel aufkommen, wer die Chefin ist. Von der Spitze aus lief sie im Alleingang hervorragende 1:55,27, ihre zweitbeste Zeit nach der Jahresbestleistung 2018. Auch die Ostschweizerin Selina Büchel blieb als Siebte, direkt hinter der Olympiazweiten Francine Nyonsaba aus Burundi, mit 2:00,64 nur knapp über ihrer Jahresbestzeit.
Wieder einmal Stefanidi
Die griechische Olympiasiegerin, Weltmeisterin und Europameisterin Katerina Stefanidi setzte sich im Stabhochsprung wieder einmal durch, als es wirklich galt. Gegen die amerikanische Jahresweltbeste schwang die Griechin mit 4,87 m obenaus. Morris überquerte 4,82, gleich wie die Russin Anzhelika Sidorova.
Cheruiyot über 1500 m souverän
Keine Chance hatte Filip Ingebrigtsen (NOR) gegen die Überseer über 1500 m. Der Jahresweltbeste Timothy Cheruiyot aus Kenia siegte souverän in 3:30,27 vor seinem Landsmann Elijah Motonel Manangoi (3:31,16). Dem EM-Sturzopfer Ingebrigtsen blieb nur der 7. Rang.
Wieder Pech für Gardiner
Sturz im Vorjahr, verletzt ausgeschieden 2018: Dem jungen Himmelsstürmer und WM-Zweiten 2017, Steven Gardiner von den Bahamas, bringt Weltklasse Zürich bisher kein Glück. 50 m vor dem Ziel des 400m-Laufs blieb er liegen. Der Sieg ging in guten 44,80 an den Amerikaner Fred Kerley. Europameister Matthew Hudson-Smith wurde Dritter.
Diamond-League- und Meeting-Rekord durch Tomas Walsh
Kugel-Weltmeister Tomas Walsh aus Neuseeland gewann einmal mehr das ständige Duell mit dem amerikanischen Olympiasieger Ryan Crouser. Bereits im zweiten Versuch stiess Walsh die Kugel auf 22,60 – Diamond-League- und damit auch Meeting-Rekord in Zürich. Walsh blieb damit nur 7 cm unter seiner Jahres-Weltbestleistung. Mit 22,40 m folgte jedoch nicht Crouser, sondern Darrell Hill (USA). Crouser stiess ebenfalls über 22 m (22,18).
Lasitskene nicht zu schlagen
Bei den EM in Berlin ärgerte sich die unter neutraler Flagge startende Russin Mariya Lasitskene nach ihrem Titelgewinn, weil sie nur 2,00 übersprungen hatte. Diesmal reichten ihr als Titelverteidigerin in der Diamond League 1,97 m zum Sieg vor der Ukrainerin Yuliya Levchenko (1,94). Dritte wurde wie in Berlin die Deutsche Marie-Laurence Jungfleisch.
Ibarguen knapper als erwartet
Im Dreisprung der Frauen konnte die Jahresweltbeste und Olympiasiegerin Caterine Ibarguen aus Kolumbien ihrer Favoritenrolle nur knapp gerecht werden. Am Ende fehlten Shanieka Ricketts (JAM) mit 14,55 nur ein Zentimeter gegenüber Ibarguen.
Khaladovich im Speerwerfen
Das Speerwerfen der Frauen wurde von der Weissrussin Tatsiana Khaladovich mit guten 66,99 m dominiert. Die Schweizer Siebenkämpferin Géraldine Ruckstuhl kam als Achte mit 56,07 nahe an ihre Saisonbestleistung heran.
Die zehn erfolgreichen TitelverteidigerInnen in der Diamond League
Männer. 200 m: Noah Lyles (USA). 1500 m: Timothy Cheruiyot (KEN). 400 m Hürden: Kyron McMaster (Britische Jungfrauen-Inseln). 3000 m Steeple: Conseslus Kipruto (KEN). Weit: Luvo Manyonga (RSA).
Frauen. 800 m: Caster Semenya (RSA). 5000 m: Hellen Obiri (KEN). 400 m Hürden: Dalilah Muhammad (USA). Hoch: Mariya Lasitskene (ANA). Stab: Ekaterina Stefanidi (GRE).
Souveräner Jason Joseph
Im Vorprogramm gab es mehrere Schweizer Topresultate gegen internationale Konkurrenz. Bestzeit in den drei 100m-Serien der Frauen erzielte die Britin Imani Lansiquot mit 11,36 vor Kerron Stewart (JAM, 11,47) und der Schweizer Staffel-Schlussläuferin Salomé Kora mit 11,54. In den Wettkämpfen der Young Diamond’s Challenge setzte sich der 19-jährige Basler Jason Joseph im Hürdensprint überlegen in glänzenden 13,46 Sekunden durch, einer Weltklassezeit. Liam van der Schaaf (NED) büsste als Zweiter fast sieben Zehntel ein! Bei den Frauen gab es über 400 m Hürden einen Schweizer Doppelsieg. Die Ostschweizerin Yasmin Giger überrannte auf den letzten Metern Robine Schürmann. Giger wurde in guten 57,03 gestoppt. Bei den Männern gingen die Langhürden an den Tschechen Vit Müller (50,19) klar vor dem Schweizer Danny Brand (51,18).