Weltmeisterin gewinnt Gipfeltreffen mit Olympiasiegerin
Die amtierende Weltmeisterin Sha’Carri Richardson (USA) bleibt die Sprintkönigin – zumindest im legendären Stadion Letzigrund. In 10,84 Sekunden wiederholte die Olympia-Zweite ihren Zürcher Vorjahressieg, indem sie die besser gestartete Olympiasiegerin und Hallen-Weltmeisterin Julien Alfred (10,89) auf den letzten Metern noch abfing. Die Lucianerin wiederum behielt im Duell mit Trainingspartnerin und Europameisterin Dina Asher-Smith (10,89) die Oberhand.
Die zweifache Olympia-Sechste Mujinga Kambundji warf sich bei ähnlich nassen, aber deutlich kühleren Bedingungen als in Paris als Achte (11,14) ins Ziel. «Das Publikum gibt mir unglaublich viel Energie», bedankte sich die zweifache 200-m-Europameisterin bei den Schweizer Fans. Umso mehr freute sich die 32-jährige Rekordsprinterin, dass sie zum Abschluss des Heimmeetings nochmals vor ausverkauftem Haus antreten durfte – diesmal mit ihren drei Staffelkolleginnen.
Doppel-Olympiasiegerin allein gegen die Uhr
Den 5-km-Weltrekord auf der Strasse hat sie schon, jenen über 10’000 m auch. Bei Weltklasse Zürich schickte sich Beatrice Chebet (KEN) an, die zwölfeinhalb Bahnrunden so schnell abzuspulen wie noch keine Athletin vor ihr. Bis 2200 m lag die Doppel-Olympiasiegerin (5000 m/10’000 m) mithilfe zweier Tempomacherinnen auf Weltrekordkurs von 14:00,32 Minuten. Dann wurde es allerdings ein einsames Rennen gegen die Uhr respektive gegen das grüne Licht der Wavelight-Technologie, welches die Pace am Bahnrand vorgab.
Getragen vom besten Publikum der Welt, pulverisierte Chebet nicht nur den Meetingrekord von 2011 (14:30,10), sondern drückte auch die Jahresweltbestzeit um über neun Sekunden auf 14:09,52 Minuten. Ausser ihr selbst waren in der Geschichte erst drei Frauen schneller gewesen.
Olympiasiegerin von Vorgängerin geschlagen
In Paris musste Hürdenqueen Jasmine Camacho-Quinn (PUR) die olympische Krone gewissermassen an Masai Russell (USA) abtreten. In Zürich resultierte das gleiche Podest wie vor Monatsfrist im Stade de France, jedoch in umgekehrter Reihenfolge. Die Olympia-Dritte Camacho-Quinn feierte einen Start-Ziel-Sieg vor Europameisterin Cyréna Samba-Mayela (FRA) und Olympiasiegerin Russell.
Letztere hatte im Vorfeld zu Recht von einem «noch nie dagewesenen Niveau im Frauenhürdensprint» gesprochen. So blieben Weltmeisterin Danielle Williams (6.) und Ex-Weltrekordhalterin Kendra Harrison (7.) nur die Ehrenplätze.
Publikumsliebling Ditaji Kambundji wurde wegen eines Fehlstarts nachträglich disqualifiziert. Trotzdem wollte und konnte die 22-jährige EM-Silbermedaillengewinnerin jede Sekunde «in einem der lautesten Stadien der Welt» aufsaugen und geniessen.
Eine Seriensiegerin und ein Abschied
Am meisten unter den zu Beginn garstigen Wetterverhältnissen litten die Hochspringerinnen, angeführt von Yaroslava Mahuchikh (UKR). Die erst 22-jährige Weltrekordhalterin, Olympiasiegerin, Welt- und Europameisterin überquerte die Latte als einzige Athletin auf 1,96 m und wahrte ihre Ungeschlagenheit auch im achten Wettkampf der Saison, im vierten der Wanda Diamond League.
Mahuchikhs letzte Niederlage datiert vom 1. März 2024, als sie an den Hallen-Weltmeisterschaften von Nicola Olyslagers (AUS) überflügelt wurde. Die in langen PUMA-Tights springende Indoor-Weltmeisterin musste sich wie in Paris mit Platz 2 begnügen – höhengleich mit der Olympia-Dritten Iryna Gerashchenko (UKR).
Ihren Abschied von der internationalen Bühne gab Salome Lang auf der Anfangshöhe von 1,80 m. Die 26-jährige Baslerin hatte vor zehn Jahren ihren ersten von insgesamt zwölf Schweizer Meistertiteln (7 outdoor, 5 indoor) gewonnen – 2021 mit dem immer noch gültigen Landesrekord von 1,97 m. Im selben Jahr nahm Lang an den Hallen-Europameisterschaften sowie den Olympischen Spielen teil und erreichte mit Platz 5 in Stockholm ihr bestes Resultat im Rahmen der Wanda Diamond League. Nun durfte sie ein letztes Mal unter dem tosenden Applaus – und weinenden Himmel – der Südkurve antreten.
Historischer Schweizer Sieg zum Abschluss
Noch nie konnte die Schweizer Sprintstaffel im Heimstadion triumphieren. Bis heute. In derselben Besetzung wie im Olympiafinal feierten Salomé Kora, Sarah Atcho-Jaquier, Léonie Pointet und Mujinga Kambundji einen historischen Sieg.
In 42,55 Sekunden revanchierten sich die «Red Jets» bei den Niederländerinnen (2.) für den zweiten Platz im Vorjahr und sorgten für den stimmungsvollen Schlusspunkt eines mitreissenden Abends. Und das in jenem (EM-)Stadion, in dem vor zehn Jahren der Höhenflug der Schweizer Leichtathletik seinen Lauf nahm.
Die weiteren (Einzel-)Siege gingen an 800-m-Weltmeisterin und Olympia-Silbermedaillengewinnerin Mary Moraa (KEN/1:57,08) sowie die Olympia-Sechste Shiann Salmon (JAM), die sich ihre erste «Zürich Trophy» mit einer persönlichen Bestleistung (52,97) über 400 m Hürden verdiente.